Meska's Blog

Aus der Dunkelheit ins Licht: Gedankenwandel seit 2013

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Jahrelang habe ich mich hinter dem Computer versteckt, bin in virtuelle Welten geflüchtet. Habe gebloggt und meinen Gedanken freien lauf gelassen in der Hoffnung, dass es irgendjemand liest und mir recht gibt. Ausblenden, wegschieben, verstecken, flüchten, abhauen. Nur noch das Nötigste machen, um dann endlich wieder hinter dem Rechner zu sitzen.

Ich dachte, ich hasse den Sommer, tatsächlich liebe ich ihn, am Wasser sitzen, grillen, reden, Spaß haben, Cabrio fahren – Leben! Dinge, die ich in den letzten Jahren nie tat, habe mich versteckt, weil ich dachte, dass irgendetwas mit mir nicht stimmt, die Welt da draußen mich nicht versteht…

… doch wie soll mich jemand verstehen, wenn ich nicht kommuniziere? Ich war wirklich immer der Meinung, dass das Leben virtuell einfach leichter ist… im Internet lernt man Leute kennen und fühlt sich verstanden, doch tatsächlich sind sie auch nur kaputt… genau so beschädigt wie ich damals.

Man rennt zu Gleichgesinnten, verbringt Stunde um Stunde vor dem PC, die Tage verfliegen und auf einmal ist abermals Winter, Frühling, Sommer… wieder ist ein Jahr vergangen, ohne das man etwas getan hat. Nimmt zu, weil man keine Bewegung hat. Frisst, weil es sein muss – bestellt überteuertes, schlechtes Essen online, weil es bequemer ist und man so mehr Zeit gewinnt, um wieder vor dem Rechner zu sitzen. Man fängt an, sich in seiner eigenen Haut unwohl zu fühlen, weil man sich vernachlässigt und flüchtet schlussendlich abermals vor den Rechner – ein Teufelskreis.

Bei mir war es sogar noch schlimmer, Zähneputzen … 10 Minuten am Tag – zu viel – Resultat: Schlechte Zähne und unnötige Kosten. Beziehungen sind gescheitert, weil ich es für wichtiger hielt PC zu spielen, als mit meiner Freundin tanzen zu gehen. Habe meine Probleme lieber Fremden aus dem “Netz” geschildert als den Menschen, denen ich wirklich etwas bedeute und damit alles verloren. Irgendwann habe ich verlernt zu reden. Wenn ich etwas gesagt habe, dann war es so voller Ironie und Sarkasmus, dass es kaum einer verstanden hat und ich als Arschloch abgestempelt wurde – und wieder Flucht vor den PC.

In den vergangenen Tagen unterhielt ich mich viel mit meiner Mutter, so wie es eigentlich auch sein sollte. Sie wollte wissen, wann es denn bei mir Klick gemacht hat. Kurz davor unterhielt ich mich mit einem Arbeitskollegen, schilderte ihm, was mir die letzten Monate vorgelebt wurde und mir zu denken gibt: “Klassisches Suchtverhalten…”, er erzählte mir von einem Kumpel, schwerer Alkoholiker, dass ihm seine Freunde Hilfe anbieten wollten, aber irgendwann erkannt haben, dass man ihm nicht helfen kann. Eines Tages stand er auf und hat begriffen, was falsch gelaufen ist, rief meinen Kollegen an und wollte bei ihm sein, Weg vom Alkohol, Schluss mit der Sucht, leben!

Freunde und Bekannte, Familie und meine damalige Sozialarbeiterin – alle haben es mir gesagt: “Du bist computersüchtig!” – aber welcher Süchtige gibt schon zu, dass er süchtig ist? Heute weiß, verstehe und akzeptiere ich das. Ich kann offen drüber reden, nichtsdestotrotz ist in mir das Bedürfnis, mich hier abschließend zu erklären. Mehr dazu später, jetzt erst mal zurück zu meiner Mutter.

Wie schon gesagt, fragte sie mich, wann es bei mir Klick gemacht hat. Mit dem Führerschein. Nachdem ich endlich meine Angst überwunden hatte? War auch mein erster Gedanke, doch tatsächlich war es jemand, der parallel dazu in mein Leben getreten ist.

Nachdem ich in Spanien war, um dort zu begreifen, dass ich einen Job brauche, bei dem ich auch viel draußen unterwegs bin – führte mein nächster Schritt zu einer Fortbildung zum Citylogistiker. Damit verbunden zum Führerschein und schlussendlich zu meinem Job bei der Deutschen Post. Im Rahmen der Fortbildung lernte ich einen Dozenten kennen, einen Mann, der mir das Gefühl gab, mich zu verstehen, der mir das Gefühl gab, dass er an mich glaubt und dass ich meinen Weg finden werde. Eigentlich wollte ich ihn hier namentlich nennen, doch inzwischen denke ich, dass das gar nicht nötig ist, denn wenn ich ihm das zum Lesen gebe, wird er wissen, wer gemeint ist.

Dieser kleine, dicke Kerl hat mit seiner positiven Lebenseinstellung das geschafft, woran so viele vor ihm gescheitert sind. Ich begriff endlich, dass ich dazu in der Lage bin, mehr aus meinem Leben zu machen und dass es keinen Grund gibt, Angst zu haben…

Ich danke Dir, du hast mehr in mir bewirkt, als jeder andere Mensch in meinem Leben.

Damals fing ich an, mich selbst zu hinterfragen, die Schuld nicht mehr bei anderen zu suchen. Ich ging nach Bayern, musste mich nicht mehr verstellen. Ich lernte nach und nach immer mehr großartige Menschen kennen. Menschen, die frei aussprechen, was sie denken und womit ich auch umgehen konnte.

Ich hatte allzeit das Gefühl, dass ich in Pforzheim fehlplatziert bin, mich sowieso niemand versteht… dachte es liegt an der Umgebung, den anderen Menschen… tatsächlich war’s immer nur ich. Ich war derjenige, der sich versteckt hat, ich war der, der hinter den Rechner geflüchtet ist und nie wirklich angefangen hat zu leben.

Heute verstehe ich das besser denn je. Meine Mama hat mich gefragt, wieso ich jetzt so am Boden zerstört bin. Mich die Trennung und alles so beschäftigt. Ob es daran liegt, dass ich mich selbst sehe?

Ja… meine Ex hat immer wieder gesagt, dass ich sie doch am Besten verstehen müsste, bis heute habe ich das nicht. Ich mein klar verstehe ich, wieso man sich hinter den Rechner setzt, doch so funktioniert das Leben eben nicht. Man muss offen kommunizieren, von Angesicht zu Angesicht, nicht etwa über das Handy oder den PC.

Ich habe mich allerweil gefragt, wieso alte Leute bis zu ihrem Lebensende zusammen sind. Dachte es liegt an der Generation, bezeichnete unsere als Wegwerfgesellschaft. nd ja, wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, doch wieso? Weil wir verlernt haben zu kommunizieren. Emojis ersetzen unsere Emotionen, das gesprochene Wort verliert immer mehr an Bedeutung. Damals war das anderes. Zu früheren Zeiten gab es eben keinen PC oder Smartphones. Man musste sich direkt mit seinen Problemen auseinandersetzen, miteinander sprechen, Lösungen finden. Sein eigenes Hirn nutzen, statt einfach nur auf Google zu gehen, um dort nach Ratschlägen zu suchen.

Dies ist mein letzter Beitrag, weil ich wieder gelernt habe zu reden. Ich renne nicht mehr davon oder verstecke mich hinter dem PC. Computersucht ist schlimm, das weiß ich jetzt. Man kann niemandem helfen, der sich nicht helfen lassen will. Tatsächlich kann man sich nur zurücklehnen und abwarten, bis es klick macht. Und wenn der Tag dann kommt für die Person da sein.

Ich habe es inzwischen verstanden. Und ich hoffe inständig, dass sie es irgendwann auch begreift. Ich werde diese Seite noch weiter betreiben, weil ich mir wünsche, irgendjemanden mit meinen Beiträgen helfen zu können. Vielleicht ist ja jemand dabei, der meine Geschichte mitverfolgt hat. Sich darin selbst sieht und darin, wie ich in den vergangenen Monaten den Spiegel vorgehalten bekam.

In diesem Sinne,

macht’s gut und vielleicht schreibe ich jetzt endlich mal das Buch, welches ich schon ewig schreiben wollte.

Eric Albani, 02. September 2020

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2 Kommentare

  1. Toni Schwab 4. September 2020

    Lieber Eric,
    willkommen zurück im Leben! Freut mich sehr, dass Du aus Deinem persönlichen Teufelskreis ausbrechen konntest. Mit meiner Alkoholsucht habe ich ja ganz Ähnliches erfahren und und mich gefühlt wie Du. Sich selbst einzugestehen, dass man ein Suchtproblem (Flucht) hat, ist wie ich es erlebt habe, der schwierigste Teil. Auch Deiner Erkenntnis, wie wichtig es ist mit anderen Menschen zu reden, habe ich nichts hinzuzufügen. Wie unglaublich gut es tut zu erfahren, dass man den Anderen gar nicht so gleichgültig ist, wie man es sich eingeredet hat!

    Als wir uns 2014-2015 in Schömberg über den Weg gelaufen sind, war ich ungefähr an dem Punkt, an dem Du heute angekommen bist. Ich kann Dir nur sagen, ich habe es bis heute keinen Tag bereut, aufzuhören mich zu verstecken. Auf Deinem weiteren Weg wünsche ich Dir viel Mut, Kraft und vor allem Freude und auch Stolz darüber, dass Du Dich selbst überwinden konntest. Aus meinen Erfahrungen weiß ich, dass dies den wenigsten gelingt.

    Interessant finde ich, dass es Dich zum Erzfeind nach Bayern verschlagen hat. Seit ich regelmäßig in die Gegend um Rosenheim/Wasserburg/Dinkelsbühl fahre um meine beste Freundin und meinen ältesten Freund zu besuchen, musste ich mit vielen meiner Vorurteile aufräumen. Es gibt wahrlich schlimmere Gegenden und Leute und ein kompletter Tapetenwechsel ist in Deiner Situation auch kein Fehler.

    Drücke Dir die Daumen für deinen weiteren Weg und würde mich freuen ab und zu von Dir zu hören. Und wer weiß, vielleicht rennt man sich im Freistaat mal über den Weg…

    Herzliche Grüße

    Toni

    Toni Schwab
    Händelstr. 8
    76437 Rastatt

    Mobil: 0162 639-8623
    Mail: toni.schwab@yahoo.de

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