Es ist morgens halb sechs und ich bin schon wieder seit einigen Stunden wach. Zugegeben, ich war diesmal ungewöhnlich früh im Bett. Trotzdem war der Schlaf kaum erholsam. Ich bin etappenweise aufgewacht und habe zwischendurch irgendwelchen komischen Scheiß geträumt.
Passende Musik:
Die Träume holen mich wohl immer wieder ein, hm? Mir ist aufgefallen, dass sie vermehrt dann auftreten, wenn ich tagsüber möglichst wenig nachgedacht habe. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich derzeit überwiegend Construction Simulator spiele. Ein ziemlich stumpfes Spiel: Man fährt mit Baugeräten herum, erledigt Aufträge, muss nicht viel denken. Auf Durchzug schalten eben. Na ja.
Und genau dann kommen nachts die Träume. Nicht von Autos, einer eigenen Insel oder Geld und Ruhm. Nein, es sind ganz einfache Dinge: Familie, Freunde, eine Freundin, Geborgenheit, Verständnis. Alles das, was mir seit Jahren fehlt.
Vielleicht halte ich mich für schlau und gerissen, vielleicht bilde ich mir ein, Menschen gut einschätzen zu können. Doch am Ende habe ich mich viel zu oft getäuscht. Immer dann, wenn ich dachte: „Diesmal wird es anders…“, lief es doch wieder auf das Gleiche hinaus.
„Diesmal wird alles anders“ – ja, sicher. Mein Kopf weiß, was Sache ist, was ich tun müsste, wie ich es tun müsste. Und trotzdem bleibe ich stehen, dreh mich im Kreis. Schwierig.
Wenn ich an die letzten Jahre denke, fällt mir auf: Ich habe mir oft jemanden gesucht, der mindestens genauso kaputt ist wie ich. Mit der Hoffnung, man könne gemeinsam etwas ändern. Aber so läuft es nicht. Ist der andere zu kaputt, gibt es nur zwei Wege: Entweder sie entwickelt sich weiter und lässt mich zurück. Oder meine Melancholie zieht sie nur noch tiefer mit runter. In beiden Fällen stehe ich wieder allein da.
Und wenn ich jemanden nehme, der stabiler ist, hält sie es irgendwann auch nicht mehr aus. Weil das Verständnis für mich und meine Bedürfnisse fehlt. Am Ende geht es wieder schief.
„Ach, du bist ja noch so jung…“ – ja, wenn ich für diese Aussage jedes Mal einen Euro bekommen hätte, müsste ich mir wohl keine Sorgen machen. Aber jung zu sein macht es auch nicht einfacher. Ich weiß oft nicht, wo mir der Kopf steht. Am besten wäre wohl jemand, der das Gleiche durchlebt hat und einen Weg daraus gefunden hat. Jemand, der beständig genug ist, um Rückfälle und „Backflashs“ auszuhalten. Unmöglich, oder?
Unterm Strich stehe ich einfach allein da. Immerhin kann ich sagen: Ich bin weder Alkoholiker noch drogenabhängig. Das ist schon etwas wert.
Aber egal, ob ich verdränge oder mich konfrontiere – funktionieren tut beides nicht. Also bleibt nur eins: mich selbst damit auseinanderzusetzen. Und damit sind wir wieder am Anfang.