Über die Jahre haben sich viele verirrte Seelen auf meinem Blog eingefunden, meist auf der Suche nach Hilfe in schwierigen Lebenssituationen, gelegentlich aus Neugier und hin und wieder wohl auch aus wirklichem Interesse.
Was soll ich sagen? Dank radikalem Tapetenwechsel bin ich inzwischen raus aus den Depressionen, es gibt nicht mehr wirklich viel, worüber ich schreibe und wenn sich mir ein Gedanke auftut, fehlt mir oft die Zeit oder einfach die Motivation dazu etwas zu schreiben.
Neulich hatte ich wieder einen Scheißtag. Scheißtage hat jeder, ist also nichts Besonderes, es waren letztlich viele Kleinigkeiten, die dazu beigetragen haben, dass es mir mal wieder nicht so gut ging… privat war einiges los, das Wetter war Mist und irgendwie bin ich wohl einfach mit dem falschen Bein aufgestanden.
Bevor ich zur Arbeit gegangen bin, habe ich mir den Kopf zerbrochen, überlegt, wie ich meine Stimmung wieder heben kann, konnte jedoch keine wirkliche Lösung finden.
Wehmütig machte ich mich dann auf den Weg und ging meinem Tagwerk nach. Irgendwann, relativ am Anfang meiner Tour ist mir dann eine Gruppe Menschen über den Weg gelaufen. Schon auf den ersten Blick konnte ich erkennen, dass dies wohl eine Gruppe aus dem nahe liegenden Wohnheim für Menschen mit Behinderungen war.
Der Großteil der Gruppe war bereits an mir vorbei gelaufen, als mir einige Nachzügler den Weg versperrten, ich blieb also mit meinem Fahrrad stehen und wartete geduldig, bis alle aus dem Weg waren. Während ich wartete, fiel mir ein junger Mann (etwa mein Alter) auf, er blieb vor mir stehen, wirkte überrascht, schaute mich an und wusste offensichtlich nicht, was er tun sollte – es war fast so, als überlegte er, ob er mich passieren lassen soll, da er jedoch aus der Richtung kam, in die ich fahren musste, machte das wenig Sinn. Ich betrachtete ihn und ich musste direkt feststellen, dass seine Beine eine sehr grobe Fehlstellung hatten, was wohl auch der Grund dafür war, dass er so weit hinter hier hing.
Ich beruhigte ihn mit den Worten: “Geh ruhig weiter, ich kann warten…” er lächelte, nickte und versuchte wieder der restlichen Gruppe aufzuschließen. Als er aus dem Weg war, fühlte ich mich komisch, traurig und glücklich zu gleich, es war eigenartig… auf der einen Seite tat mir sein Lächeln echt gut, weil es mich den Ärger des Tages vergessen ließ, auf der anderen Seite hatte ich das Gefühl, ich müsste gleich weinen… irgendwie tat er mir leid.
So hatte ich mich bis dato noch nie gefühlt, was wahrscheinlich daran lag, dass mir zum ersten Mal wirklich bewusste wurde, wie gut es mir doch eigentlich geht und dass das, was ich über all die Jahre getrieben habe, nicht anderes als jammer auf hohem Niveau war.
Vielleicht mag das jetzt ein Stück weit gemein klingen, aber so ist es wirklich nicht gemeint, will sagen, dass mir diese eine flüchtige Begegnung wirklich zu denken gegeben hat. Tausend Gedanken sind mir durch den Kopf geschossen und ja, ich habe sogar zwischenzeitlich kurz geweint, was nicht weiter schlimm war, dass es in der Zwischenzeit sowieso anfing zu regnen.
“Im Regen sieht man deine Tränen nicht…” – dazu habe ich bestimmt auch irgendwann einmal irgendwas geschrieben, immerhin gibt es diesen Blog ja bereits 7 Jahre, aber ich schweif schon wieder ab.
Menschen neigen einfach zu oft dazu, sich über das zu beklagen, was sie nicht oder nicht mehr haben, anstatt das zu schätzen, was sie besitzen, weil sie irgendwann anfangen, alles für selbstverständlich hinzunehmen.
Scheißtage… ja Scheißtage hat jeder.