Dummer Spruch, oder? „Der Weg ist das Ziel…“ Hm, hat jeder schon mal gehört und je nach Lebenslage entsprechend aufgenommen. Für mich war es bisher immer so: „Der kürzeste Weg führt schnell ans Ziel.“ Das Problem dabei ist nur, dass man Baustellen und Umleitungen nicht berücksichtigt – und dann öfter zum Stillstand kommt, als einem lieb ist.
Wenn der Weg blockiert ist
Hängt man in einer melancholischen Phase fest, wird aus dem Spruch schnell: „Scheiß auf den Weg…“ und „Vergiss das Ziel.“ Trotzdem glaube ich, dass nichts ohne Grund geschieht. Auch wenn man es in dem Moment nicht sieht, hat jede Unterbrechung, jeder Rückschlag seinen Sinn.
Vergangene Woche zum Beispiel ging es mir so beschissen, dass ich das Gefühl hatte, ich würde jede Sekunde umkippen. Ich hatte nicht mal mehr die Kraft, nach Hause zu laufen, was ich sonst eigentlich immer tue. Also zum Arzt: Bluthochdruck, alles grenzwertig. Krankschreiben lassen wollte ich mich nicht, aber ich bekam ein Messgerät und den Rat, etwas am Leben zu ändern. Keine schöne Diagnose, aber vielleicht genau das Stoppschild, das ich gebraucht habe.
Nichts geschieht ohne Grund
„Ach, ich dachte, Sie seien schon in Karlsruhe…“ begrüßte mich der Arzt. Ja, dachte ich auch. Aber eben – nichts geschieht ohne Grund. Und ganz ehrlich: Ich wäre schön blöd, wenn ich den Führerschein, für den ich quasi nichts zahlen muss, nicht mitnehmen würde. Manchmal muss man Umwege akzeptieren, weil genau sie einem langfristig helfen.
Motivation von außen
Der Weg ist das Ziel – ja, da ist was dran. Wir haben aktuell einen Dozenten, der viel erzählt, oft von sich selbst. Andere sind davon genervt, ich finde es motivierend. Denn seine Geschichten zeigen: Es ist noch lange nicht das Ende, im Gegenteil, es geht immer weiter. Besonders gefreut hat mich, dass er in einer Pause zu mir und einem Kumpel kam und fragte, wie der Unterricht für uns Schnelleren sei. Ein kleiner Moment, aber für mich wichtig: nicht mit allen über einen Kamm geschert zu werden.
Klar, wir sitzen alle im selben Boot. Aber die Unterschiede sind da. Manche sind seit Jahren arbeitslos, manche haben noch nie gearbeitet. Ich will damit nicht sagen, dass ich besser bin – ich habe auch meine Gründe, wieso ich hier sitze. Aber man kann eben keinen 50-jährigen Langzeitarbeitslosen mit mir vergleichen, genauso wenig wie umgekehrt.
Mein persönlicher Weg
Ich bin jetzt 30, voraussichtlich liegen noch 40 Arbeitsjahre vor mir – länger, als ich bisher gelebt habe. Zieht man Schule, Bund und Co. ab, komme ich auf vielleicht sieben echte Arbeitsjahre. Also ja: Es ist nicht so, dass ich noch nie etwas getan hätte. Aber jetzt geht es darum, einen Weg zu finden, der zu mir passt. Einen Weg, der mich in meinem Tempo zu meinem Ziel bringt, ohne dass ich ständig gegen Wände laufe.
Und genau darin steckt für mich inzwischen die Wahrheit des Spruchs: Der Weg ist das Ziel. Nicht die Abkürzung, nicht das schnelle Ende – sondern das bewusste Gehen. Schritt für Schritt, mit Pausen, mit Umleitungen. Und am Ende zählt, dass ich nicht stehenbleibe, sondern weiterkomme.
Also: ein Schritt nach dem anderen… wird schon alles.