Ja, ich habe sie alle gefragt. Angefangen bei engen Freunden, weiter zu Bekannten bis hin zu fremden Menschen auf der Straße.
Die Frage nach dem Sinn des Lebens beschäftigt uns wohl alle früher oder später. Es wurden unzählige Werke darüber geschrieben, doch eine eindeutige Antwort konnte bisher niemand liefern.
Ein persönliches Projekt
Grund genug für mich, einfach mal herumzufragen. Jeder Mensch antwortete auf seine eigene Weise. Ich habe mit Menschen unterschiedlichen Alters, aus verschiedenen Nationen, mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen und sozialen Hintergründen gesprochen. Kinder, Senioren, Paare, Alleinstehende – sie alle waren dabei.
Natürlich war der Einstieg nicht immer leicht – vor allem bei Menschen, die mich nicht kannten. Wer rechnet schon damit, auf der Straße nach dem Sinn des Lebens gefragt zu werden? Viele beschäftigen sich mit dieser Frage erst, wenn sie an einem persönlichen Tiefpunkt angekommen sind. Und genau da war ich offenbar auch.
Die Idee zu diesem Projekt entstand durch eine Freundin. Sie fragte mich, ob ich nicht ein paar Weisheiten auf Lager hätte – quasi eine universelle Antwort auf alles. Und so begann meine Suche.
Ich klickte mich durch meine alten Texte auf der Website. Auch Beiträge wie „Schreiben hilft?“ oder „Paar Gedanken“ tauchten auf, aber eine klare Antwort war nicht dabei. Deshalb: Katrin, dieser Beitrag ist für dich.
Unterschiedliche Antworten – ein gemeinsames Muster
Ich möchte hier nicht behaupten, die Antwort auf die größte Frage der Menschheit gefunden zu haben. Aber ich kann aufzeigen, was viele Menschen glauben. Von über 100 Befragten haben übrigens nur drei gefragt, was ich selbst denke. Ein interessanter Nebenaspekt, oder?
Die Antworten waren vielfältig. Dennoch gab es klare Überschneidungen. Hier ein kleiner Auszug:
- Der Sinn ist zu leben – nur wie, das sagt einem keiner.
- Glücklich sein – was auch immer das bedeutet.
- Liebe, Familie, Zufriedenheit, Glaube.
- Sein Glück mit anderen teilen – denn es verdoppelt sich dabei.
- Reichtum, Macht, Gesundheit.
- „Leben ist wie eine Pralinenschachtel …“ – Forrest Gump.
- Der Sinn ist es, genau diese Frage zu beantworten.
Die Bandbreite war groß. Einige formulierten sehr poetisch, andere provokant oder sarkastisch. Einige sahen das Leben nüchtern: „Aufstehen, essen, arbeiten, schlafen – repeat.“ Andere wiederum philosophierten über Liebe, Glück und Spiritualität.
Glück und seine Deutung
Oft fiel das Wort „Glück“. Aber was ist das eigentlich? Für mich ist Glück eine Kombination aus günstigen Umständen und innerer Zufriedenheit. Ein Zustand, der sich nicht immer greifen lässt, aber spürbar ist.
Ein Erlebnis bleibt mir besonders im Gedächtnis: Auf dem Weg zu einer Bekannten in einer Klinik legte sich plötzlich ein Baum auf die Straße. Wenige Minuten später kippten zwei weitere um. Zufall? Glück? Oder Schicksal? Man weiß es nicht. Aber man spürt, dass es Bedeutung hat.
Was ist mit Liebe und Glauben?
Liebe ist ebenso schwer zu definieren wie Glück. Sie ist Gefühl, Sehnsucht, Hoffnung. Man benutzt das Wort, wenn man nichts anderes mehr findet, um etwas Unerklärliches zu beschreiben. Doch wer wirklich daran glaubt, verleiht dem Wort Bedeutung.
Und dann ist da noch der Glaube – egal woran. An Gott, an sich selbst, an das Gute. In meiner schwersten Zeit war es der Glaube, der mich getragen hat. Nicht die Medikamente, sondern der Glaube an ihre Wirkung. Der Glaube, dass sich etwas ändern kann.
Psychiatrie, Antidepressiva und Erkenntnis
In der offenen Psychiatrie traf ich Menschen, die am Boden waren. Selbstverletzung, Suizidgedanken, Tränen, Resignation. Es war erschütternd, aber auch lehrreich. Ich erkannte: Alle hatten etwas verloren – den Glauben an sich selbst.
Auch ich war an diesem Punkt. Ich blockierte mich selbst, sah mich nicht als liebenswerten Menschen. Erst der Gedanke, dass es wieder besser werden kann – dass man sich verändern darf –, hat mir geholfen, weiterzugehen.
Und ja, auch wenn ich gerade am Tiefpunkt bin, fühle ich mich stärker denn je. Denn ich glaube daran, dass dieses Jahr ein neues Kapitel beginnt. Sollte ich wieder straucheln, weiß ich: Es gibt Hilfe. Vielleicht nicht immer offensichtlich, aber irgendwo wartet sie.
„Nichts ist wahrhaftig, alles ist erlaubt.“ – Assassin’s Creed
Mein Fazit: Glaube. Er gibt Hoffnung, Kraft und einen Weg – auch wenn der nicht immer klar erkennbar ist.