Auch wenn ich nach wie vor in Spanien bin, möchte ich mich zur Abwechslung mal wieder einem anderen Thema widmen. Heute hatte ich mal wieder einen dieser Gedankenanfälle, bei dem mich eine Erinnerung aus der Vergangenheit so zum Lachen gebracht hat, dass ich sie aufschreiben muss.
Es geht um eine Phase meines Lebens, die wohl zu den verrücktesten überhaupt gehört: meine Zeit in einer Sportler-WG. Drei Mitbewohner, ein riesiger Garten, ein Pool – und Nachbarn, die uns schon nach wenigen Wochen gehasst haben. Zwei Neuseeländer, ein Deutscher und ich. Klingt nach einer Sitcom, fühlte sich aber eher wie ein Dauerfestival an. Der Vermieter hatte ziemlich schnell die Schnauze voll, weil jedes Wochenende die Polizei vor unserer Tür stand. Ehrlich gesagt wundert es mich heute, dass wir nicht schon nach der ersten großen Party rausgeflogen sind.
Die Einweihungsparty war der Auftakt zu einer mehrwöchigen Feierorgie. Damals dachte ich: „Okay, lad ein paar Leute ein, wird schon entspannt.“ Am Ende waren es rund 60 Leute auf 110 Quadratmetern, zwei große Kühlschränke voller Alkohol, ein improvisiertes DJ-Pult im Wohnzimmer und ein Pool im Garten, der später noch eine entscheidende Rolle spielen sollte. Ich hätte nicht gedacht, dass es so eskaliert, nur weil ich einmal den Satz fallen ließ: „Kommt vorbei, es ist für alles gesorgt.“
Schon nach den ersten Stunden war klar, dass die Party aus dem Ruder läuft. Menschen, die ich noch nie gesehen hatte, drängten sich durch die Wohnung. Freunde von Freunden, Bekannte von Mitbewohnern, irgendwelche Gestalten aus der Nachbarschaft. Irgendwer hatte auch Gras, Koks und Pep mitgebracht. Die Musik war laut, die Stimmung großartig, und spätestens nach Mitternacht wurde der Pool zum Mittelpunkt des Geschehens. Jeder sprang irgendwann rein – ob freiwillig oder nicht. Ich erinnere mich noch, wie einer meiner Mitbewohner mit Schuhen, Hose und Jacke im Wasser landete, nur weil er zu nah am Beckenrand stand.
Die Polizei kam natürlich auch. Anfangs nur neugierig, später genervt. Es gab den legendären Satz: „Sind das echte Bullen oder fangen die jetzt an zu strippen?“ – und genau so fühlte es sich an. Absurde Situationen reihten sich aneinander, und ich schwöre, es war die letzte Einweihungsparty, bei der die Polizei drohte, einen Großeinsatz zu starten. Aber genau das machte die Sache unvergesslich.
Unter den vielen Gästen war auch ein Mädchen, das ich schon öfter in den Bars meiner Stadt getroffen hatte. Sie war quirlig, auffällig gut gelaunt und irgendwie ständig in meiner Nähe. Jemand, der das Chaos anzieht und gleichzeitig mit Humor nimmt. Wir rauchten, tranken, lachten, tanzten – und irgendwann landeten auch wir im Pool. Später, halb durchnässt, sind wir in mein Zimmer verschwunden, während die Party draußen weiterging. Und genau da passierte die Szene, über die ich heute noch lachen muss.
Mitten in dieser ganzen Situation schaute sie mich an und sagte völlig ernst: „Oh Mist, ich glaube, ich betrüge gerade meinen Freund!“ – Ernsthaft? Genau in dem Moment?! Ich war sprachlos, schwankte zwischen Kopfschütteln und lautem Lachen. Und so absurd es war: genau das machte die Geschichte zu einer meiner Lieblingsanekdoten. Nicht wegen dem, was passiert ist, sondern wegen der kompletten Absurdität des Timings.
Auf den nächsten Partys habe ich sie natürlich auch eingeladen. Ihre Antwort war jedes Mal dieselbe: „Besser nicht… du weißt ja, was sonst wieder passiert.“ Und genau das ist der Punkt: Es war nie etwas Großes, nie eine ernsthafte Sache. Aber es war eine dieser Begegnungen, die sich ins Gedächtnis brennen, weil sie so skurril war, dass man sie einfach nicht vergisst.
Natürlich ging die WG-Zeit noch eine Weile weiter. Kaum war die eine Party vorbei, wurde schon die nächste geplant. Einer meiner Mitbewohner kam irgendwann auf die glorreiche Idee, eine Facebook-Veranstaltung zu erstellen. Ergebnis: Die Polizei stand schon vor Beginn im Garten und untersagte die Feier, bevor sie überhaupt losging. Ab da war klar, dass unser Ruf ruiniert war – zumindest in der Nachbarschaft. Für uns war es eher ein Beweis, dass wir Geschichte geschrieben hatten. Es war ein Lebensgefühl wie damals in meinen wilden Zwanzigern: frei, unvernünftig, chaotisch.
Wenn ich heute an diese Zeit zurückdenke, dann nicht nur an das Chaos und den Ärger mit dem Vermieter. Sondern auch an dieses Gefühl von Freiheit, von „egal was morgen kommt“. Wir waren jung, unvernünftig und haben das Leben in vollen Zügen genossen. Jeder Tag war anders, jede Nacht brachte neue Geschichten. Manche davon habe ich längst vergessen, andere sind für immer im Kopf geblieben – wie dieser Satz, der im denkbar unpassendsten Moment fiel.
Vielleicht macht genau das eine gute Anekdote aus: Sie muss nicht perfekt, romantisch oder heroisch sein. Manchmal reicht es, dass sie absurd ist. Dass man Jahre später noch schmunzelt, wenn man daran denkt. Diese Hausparty war dafür das beste Beispiel. Keine Heldentaten, kein Drama – nur ein Haufen Menschen, die gefeiert haben, als gäbe es kein Morgen, und ein Spruch, der alles auf den Punkt brachte.
Es ist und bleibt eine meiner liebsten Geschichten aus dieser Zeit. Nicht die wildeste, nicht die extremste, aber definitiv eine, die mich immer wieder zum Grinsen bringt. WG-Leben, Polizei, Pool, Partyeskalation – und mittendrin dieser eine Moment, der so bescheuert war, dass er unvergesslich wurde. Wenn du mehr solcher Rückblicke lesen willst: Vielleicht gefällt dir auch mein Beitrag über den Anfang dieses Blogs oder meine Gedanken zum Thema Beziehungen.
Weiber.