Irgendwie war das wieder anders geplant. Eigentlich wollte ich in den Urlaub fahren, mich erholen, etwas Abstand gewinnen. Und auf einmal – *rums*.
In Gedanken zu versinken ist im Straßenverkehr nicht sonderlich förderlich. Im Gegenteil.
Wie ist es dazu gekommen?
Der Tag hat eigentlich ganz gut angefangen. Ein Exkollege von mir hat derzeit ziemlich schwerwiegende familiäre Probleme. Ihm geht es seit Wochen nicht gut. Schon länger hatte ich mit einem Kumpel geplant, ihm beizustehen.
Heute war der Tag. Wir hatten viel Spaß, gute Gespräche, konnten mal wieder lachen. Er hat sich bedankt, dass wir ihm Gesellschaft geleistet haben. Für ein paar Stunden konnte er den Alltag vergessen.
Das Ende vom Lied: Zwei meiner Exkollegen werden wohl bald wieder Kollegen von mir sein. Würde mich wirklich freuen, es sind tolle Menschen.
Wie dem auch sei. Wir verabschiedeten uns und ich wollte eigentlich direkt zum Nebenjob fahren. Dann entschied ich mich dagegen und fuhr nach Hause. Ich weiß nicht, warum ich den Weg über die B11 nahm. Statt schnell durch die Stadt. Aber nichts geschieht ohne Grund.
Während ich an der Ampel stand, setzte ein Porsche Cayenne vor mir zurück. Ganz offensichtlich ohne zu schauen. Und schob meinen Mini zusammen.
Rumsbums
Ich habe es kommen sehen. Noch dachte ich: “Der wird doch jetzt nicht…” – da war es schon zu spät. Mein armer Mini. *Schnauf*. Die Liebe meines Lebens… kaputt. :(
Der Cayenne drückte meine Zusatzscheinwerfer in die Motorhaube. Nun sind sie zersplittert. Motorhaube und Frontstoßstange defekt.
Allerdings ist es nichts, was sich nicht reparieren lässt. Nur Blechschäden. Die Kleine fährt noch und funktioniert.
Funktioniert
Ich bin ausgestiegen, nach vorne gegangen. Ein kleines Mädel stieg aus. Statt mich aufzuregen fragte ich nur, ob sie nicht schaut, wenn sie rückwärts fährt.
Konnte mich selbst nicht wiedererkennen. Wo ist der Eric, der im Straßenverkehr immer direkt ausrastet? Ich fragte nach ihrer Versicherungsnummer. Sie war unruhig und ängstlich. Also schaute ich sie an und meinte: “Okay, das bringt nichts…” Dann rief ich die Polizei. Ich schilderte den Sachverhalt und nach einer ganzen Weile traf die Streife ein.
Wir mussten lange warten. Ich blieb ruhig, redete dem Mädel gut zu: “Passiert, mach dir keinen Kopf – das regelt die Versicherung…” Es war Papas Auto. Sie wusste nicht richtig, wie ihr geschieht. Also, warum sollte ich sie noch fertig machen? Außerdem bin ich so nicht. Ich bin super…
Ich dachte immer, ich sei verquer oder nicht richtig im Kopf. Dass irgendetwas nicht stimmt. Aber ich bin gut. Das habe ich gemerkt, als ich mich mit meinen Exkollegen getroffen habe.
Zurück zur Polizei:
Unsere Daten wurden aufgenommen. Anzeige ging direkt raus:
“Beim Zurücksetzen die allgemeine Sorgfaltspflicht missachtet” – 35 Euro.
Wieder was gelernt. Sie hat die Strafe gleich gezahlt und das Bußgeld akzeptiert. Vollkommen in Ordnung, da es unnötige Streitereien erspart.
Ich schaute mir den Cayenne an, bemerkte die Rückfahrsensoren und fragte, ob es nicht gepiept hat. Sie wurde kurz ruhig: “Ne, hat’s nicht…” Offensichtlich gelogen :)
Irgendwo kann ich’s nachvollziehen. Vier Mädels in Papas Auto, gequatscht, abgelenkt, zu spät reagiert.
Alles in Ordnung. Ich sagte noch: “Nichts geschieht ohne Grund…” und fuhr nach Hause.
Verärgert?
Hm. Verärgert? Nein. Ungewohnt. Ich war immer impulsiv, aufbrausend. Jetzt auf einmal nicht mehr? Ich habe es akzeptiert, als gegeben genommen. Weil ich es nicht ändern konnte.
Ich habe nicht krampfhaft versucht, Fehler bei mir oder anderen zu suchen. Ein verdammt großer Schritt. Und ja – das macht mich stolz. Stolz, dass ich Ruhe bewahren konnte.
Fuck Eric, was ist los mit dir?
Sinnbild
Der Unfall ist ein Sinnbild für alles, was bei mir gerade abgeht. Nun bleibt abzuwarten, was dabei rumkommt…
Übrigens habe ich noch etwas gelernt:
Ein Kumpel von mir ist Gutachter. Also habe ich kurz mit ihm gequatscht und gefragt, wie ich mich weiter verhalten soll. Auch etwas, was ich früher nie gemacht hätte.
Er erklärte mir die Optionen und wie ich weiter vorgehen soll.
“Das Beste ist, du beauftragst selbst einen Gutachter. Kostet dich nichts und ist immer besser, als auf den Gutachter der Versicherung zu warten.”
Okay. Gesagt, getan. Ich rief in München bei einem Gutachter an, schilderte den Unfall. Er bestärkte mich: “Alles richtig gemacht! Und ja, dein Kumpel hat recht. Die Versicherungen zahlen meist nicht freiwillig…”
Wir einigten uns schnell auf einen Termin. Morgen wird er direkt vor Ort sein. Bleibt abzuwarten, was finanziell dabei rumkommt und ob ich den Schaden überhaupt reparieren lasse. Eigentlich hatte ich sowieso vor, ein Cabrio zu kaufen.
Fazit
Nun, was habe ich gelernt? Erstens: immer ruhig bleiben. Zweitens: Hilfe anzunehmen ist keine Schande. Drittens: dem eigenen Gefühl vertrauen – und nicht alles totdenken.