Was hast du aufgeschoben? Warum?
Ich schiebe Dinge nicht gern auf. Zumindest rede ich mir das ein. In Wahrheit tue ich es ständig – nur mit dem Unterschied, dass ich mir gute Gründe dafür ausdenke. Ich nenne es dann „abwarten“, „reifen lassen“ oder „es kommt gerade nicht dran“. Und manchmal stimmt das sogar.
Es gibt Aufgaben, die liegen bleiben, weil sie gerade keinen Platz im Kopf finden. Nicht, weil sie unwichtig wären, sondern weil sie zu viel Aufmerksamkeit bräuchten, um sie halbherzig zu machen. Ich mag Dinge nicht anfangen, wenn ich weiß, dass ich sie nicht ordentlich zu Ende bringen kann. Dann lieber später – oder gar nicht.
Manche Dinge liegen aber auch länger. Viel länger. Texte, Ideen, Mails, Entscheidungen. Dinge, von denen ich weiß, dass sie irgendwann anstehen, aber die mich innerlich schon jetzt erschöpfen, bevor ich überhaupt angefangen habe. Es ist nicht Faulheit, es ist eher eine Art Selbstschutz. Wenn man zu viel gleichzeitig will, bleibt am Ende nichts davon ganz.
Ich glaube, Aufschieben hat für mich viel mit Kontrolle zu tun. Ich schiebe auf, wenn ich merke, dass mir die Klarheit fehlt. Wenn der Moment sich nicht richtig anfühlt. Wenn ich weiß, dass ich gerade reagieren würde, statt zu handeln. Und das fühlt sich falsch an.
Natürlich gibt es auch die banalen Dinge: E-Mails, die ich „später“ beantworte, weil ich gerade im Tunnel bin. Texte, die angefangen in einem Ordner liegen. Fotos, die ich nie sortiert habe. Das Leben besteht aus halbfertigen Ordnern. Und vielleicht ist das gar nicht schlimm.
Weil nicht alles gleichzeitig fertig sein muss.
Weil manche Dinge liegen bleiben dürfen, bis sie sich von selbst erledigen.
Und weil Aufschieben manchmal nichts anderes ist als ein leiser Hinweis:
dass man gerade noch an sich selbst arbeitet.