Es gibt gewisse Richtlinien in meinem Leben, fest verankerte Meinungen und Eindrücke. Sobald ich mir eine Meinung zu einem Thema gebildet habe, bin ich nur schwer bis gar nicht mehr davon abzubringen.
Ein Beispiel dafür ist das Thema, dem ich mich heute widmen möchte: Frauen mit Kindern – für mich lange ein absolutes No-Go.
Diese Haltung habe ich schon früh entwickelt, etwa mit 18. Damals interessierte sich ein Mädchen für mich, das mit 16 ihr erstes Kind bekommen hatte. Für mich war das Kind eine Notbremse, eine unüberwindbare Hürde. Ich wollte keine Verantwortung übernehmen und mich nicht mit solchen Dingen auseinandersetzen.
Neue Begegnung – alter Reflex
Ich dachte sofort an die Wahrscheinlichkeiten: Verantwortung, Stress mit dem Vater, finanzielle Belastung, weniger Zeit für mich, Rücksichtnahme. Kurz gesagt: Ich sah nur die negativen Seiten.
Unter meinen Zockerfreunden habe ich das immer mit einem neuen Spiel verglichen. Wenn ich ein Spiel kaufe, möchte ich von vorne anfangen und nicht den Spielstand eines anderen übernehmen – logisch, oder?
Vor ein paar Tagen lernte ich wieder ein Mädchen kennen. Gutaussehend, nett, sympathisch – und dann wieder das gleiche Muster: ein Kind. Plötzlich fand ich sie nicht mehr attraktiv. Das klingt hart, aber genau so habe ich es empfunden.
Es war, als ob ich die rosarote Brille abgesetzt hätte. Ein bisschen wie ein One-Night-Stand, bei dem man am nächsten Morgen erschrocken aufwacht, weil das Make-up verschmiert ist.
Perspektivwechsel durch ein Gespräch
Für mich bedeutet ein Kind automatisch Verantwortung. Im Moment möchte ich diese Verantwortung nicht übernehmen – oder vielleicht doch?
Kürzlich habe ich mit einer Freundin darüber gesprochen. Sie zeigte mir eine andere Sicht. In meinem Alter, meinte sie, gehöre es fast schon dazu, dass Frauen Kinder haben. Vielleicht will eine Frau mit Kind gar nicht zusätzliche Verantwortung für einen Partner übernehmen. Vielleicht sucht sie gerade etwas Lockeres, weil sie schon vieles allein durchgestanden hat.
Das war das erste Mal, dass ich die Sache so gesehen habe. Trotzdem stört mich der Gedanke, nicht die volle Aufmerksamkeit zu bekommen. Ein Kind steht immer im Mittelpunkt. Und ich möchte nicht zwischen Mutter und Kind stehen – besonders, weil ich selbst weiß, wie es ist, ohne Vater aufzuwachsen.
Zwischen Verantwortung und Nähe
Ein schwieriges Thema.
Meine Freundin meinte außerdem, ich könnte warten, bis Mitte oder Ende 30. Viele Frauen sind dann geschieden und suchen bewusst nach etwas Lockerem.
Doch will ich das überhaupt? Vielleicht möchte ich jemanden, auf den ich mich verlassen kann. Jemanden, der für mich da ist, mir den Rücken stärkt und mich in schwachen Momenten auffängt. Jemanden, bei dem es nicht nur um Sex geht.