Alles war leise
2017 war kein Jahr mit großen Sprüngen. Es war auch kein besonders lautes Jahr. Es war eines, das leise durchlief – mit vielen Gedanken, viel Rückzug und dem Versuch, irgendwie bei mir selbst anzukommen. Ich erinnere mich nicht an viele äußere Ereignisse. Aber ich weiß noch, wie es sich angefühlt hat: wie ein Jahr, in dem ich niemandem etwas beweisen musste. Nur aushalten. Und atmen.
Manchmal habe ich mich gefragt, ob genau diese Ruhe nicht das eigentlich Wichtige war. Kein Drama, keine riesigen Entscheidungen – einfach nur ein Jahr, das mich innerlich beschäftigt hat. Es war das leise Ticken im Hintergrund, das dafür gesorgt hat, dass ich weitergegangen bin, auch wenn nach außen kaum etwas sichtbar war.
Spielwelten statt Realitätsflucht
Ich habe 2017 sehr viel FortressCraft Evolved gespielt. Über 500 Stunden laut Steam. Nicht, weil es das beste Spiel war. Sondern weil es sich richtig angefühlt hat. Automatisieren, abbauen, aufbauen, verkabeln. Struktur schaffen, wo draußen Chaos war. „FortressCraft, Minecraft, Infinifactory“ war mein Versuch, das festzuhalten. Kein Review – eher eine Notiz, dass das gerade mein Rückzugsort war.
Wenn ich heute zurückblicke, merke ich, dass es gar nicht um das Spiel an sich ging. Es war die Möglichkeit, in eine Welt einzutauchen, die ich kontrollieren konnte. Jede Maschine, jede Leitung, jeder Block hatte eine Funktion. Es war ein Kontrast zu meiner Realität, die damals wenig greifbar wirkte. Ich habe Struktur gebaut, wo draußen nur Fragen standen.
Auch andere Spiele tauchten auf: „Paladins“, „Firewatch“. Letzteres blieb hängen. Weniger wegen des Gameplays – mehr wegen der Ruhe. „Firewatch“ war still, atmosphärisch, fast meditativ. Es hat mich erinnert, dass auch in einem Spiel Schweigen ein Statement sein kann. Und vielleicht war genau diese Ruhe der Grund, warum es so tief bei mir ankam.
Ruhige Beiträge, kleine Wahrheiten
Ich habe 2017 viel geschrieben. Keine langen Texte, keine Serien. Eher lose Gedanken, Momentaufnahmen, Alltagssplitter. „Ich mag Papiertüten“, „Balsam für die Seele“, „Der Weg ist das Ziel“. Es war nicht geplant – aber im Rückblick ist genau das der rote Faden: Ich hab einfach geschrieben, was gerade da war. Ohne Haltung, ohne Absicht.
Diese kleinen Texte waren wichtig, auch wenn sie unscheinbar wirken. Sie waren mein Anker. Sie haben gezeigt, dass ich dranbleibe, dass ich meine Gedanken nicht einfach verpuffen lasse. Sie waren wie kleine Wegmarken in einem Jahr, das sonst so still war. Keine großen Theorien, keine lauten Statements – nur ehrliche Splitter aus meinem Alltag.
Innenwelt sortieren
Einige Beiträge deuten auf innere Sortierung hin. „Mehr Ich, weniger Du“, „Fokus“, „Stehengeblieben“. Ich habe versucht, Grenzen zu ziehen. Und gleichzeitig zu verstehen, wo ich eigentlich gerade bin. Nicht dramatisch, nicht verzweifelt – aber auch nicht leicht. Es war Arbeit. Und sie hat sich nicht sofort ausgezahlt. Aber sie war nötig.
2017 war für mich ein Jahr, in dem ich innerlich viel geordnet habe, auch wenn das Ergebnis nach außen kaum sichtbar war. Es war, als würde ich meine innere Festplatte defragmentieren. Langsam, mühsam, aber notwendig, damit später wieder etwas Neues Platz hat.
Bodenschläfer, gedanklich wie praktisch
„Bodenschläfer“ war kein Witz. Es war Realität. Ich habe auf dem Boden geschlafen. Nicht als Experiment, nicht als Lifestyle – sondern weil es so war. Und ich habe es zum Thema gemacht, weil es mich beschäftigt hat. Wie vieles in diesem Jahr.
Das klingt nach einem Detail, aber für mich war es sinnbildlich. Kein Bett, keine Komfortzone – ein Leben auf dem Boden, wortwörtlich. Es war unbequem, aber es hat mir gezeigt, dass ich mich anpassen kann. Dass ich mit weniger zurechtkomme, als ich dachte. Es war ein Jahr, in dem ich vieles hinterfragt habe – auch so einfache Dinge wie Schlaf und Gewohnheit.
Zielsetzung ohne Ziele
„Zielsetzung“, „Kurz vor 30“ – das klang nach Plan. Aber eigentlich war es eher ein Innehalten. Ein vorsichtiges Umschauen. Was will ich eigentlich noch? Was nicht mehr? Ich hatte keine Antwort. Aber ich hab mir zumindest die Frage wieder gestellt.
Mit 30 vor der Tür war 2017 ein Jahr voller unterschwelliger Fragen. Wo will ich hin? Was habe ich bisher erreicht? Und was davon fühlt sich wirklich nach mir an? Ich habe keine endgültigen Antworten gefunden. Aber vielleicht war genau das die Ehrlichkeit, die es brauchte. Manchmal ist es wichtiger, die richtigen Fragen zu stellen, als sofort die passenden Antworten parat zu haben.
Rückblickend?
2017 war ein leises Jahr. Kein Neuanfang, kein Rückfall. Es war eine Zwischenzeit. Ich hab viel gespielt, viel geschrieben, viel geschwiegen. Keine riesigen Entscheidungen – aber viele kleine Impulse. Und vielleicht war das genau richtig. Denn nicht jede Entwicklung braucht ein Ereignis. Manchmal reicht es, wenn man weiter atmet.
Heute sehe ich, dass genau diese stillen Jahre eine enorme Bedeutung haben. Sie wirken unscheinbar, aber sie bereiten vor. Sie schaffen Raum, in dem man wachsen kann, ohne dass man es sofort merkt. 2017 war kein Jahr der großen Schlagzeilen – aber es war ein Fundament. Und ohne diese Basis hätte vieles, was danach kam, nicht entstehen können.