“Wenig erwarten, wenig persönlich nehmen” – so steht es unter Punkt 13 auf mymonk.de. Und genau das ist wohl einer der schwierigsten Punkte für mich.
Minimalismus habe ich eigentlich schon immer gelebt. In meiner letzten Wohnung waren Rechner und Bett die wichtigsten und teuersten Dinge, alles andere hatte nur einen Zweck zu erfüllen. Großartige Einrichtung oder teure Möbel? War mir nie wichtig. Ich denke mir bis heute: Anstatt ein Sofa für 2000 Euro zu kaufen, fliege ich lieber in den Urlaub. Das Kapitel ist für mich abgeschlossen – aber beim Thema Erwartungen sieht es anders aus.
Wenig erwarten
Ich erwarte zu viel. Viel zu oft schließe ich von mir auf andere – und wenn sie nicht so ticken wie ich, ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Ein simples Beispiel: Antworten auf Nachrichten. Für mich ist es Grundanstand, schnell zu antworten oder zumindest kurz ein „Melde mich später“ zu schicken. Das kostet nichts, zeigt aber Respekt. Wenn dann nichts kommt, rege ich mich mehr auf, als ich eigentlich sollte. Natürlich habe ich Verständnis für Stress, Arbeit und Verpflichtungen, aber eine kurze Rückmeldung bringt doch niemanden um, oder?
Noch schwieriger wird es in Beziehungen. Wenn mir jemand wichtig ist, will ich für diese Person da sein – auch wenn es mir gerade nicht passt oder ich lieber meine Ruhe hätte. Ich richte es ein, weil mir der Mensch wichtig ist. Aber wie viele machen das wirklich? Und genau da fangen die Probleme an: Meine Erwartungen sind zu hoch. Immer wieder merke ich, dass es leichter wäre, gar nichts zu erwarten. Wer nichts erwartet, kann auch nicht enttäuscht werden – leichter gesagt als getan.
Wenig persönlich nehmen
Früher in der Schule habe ich mich manchmal schuldig gefühlt, wenn andere Mist gebaut haben. Total absurd: Jemand hat was geklaut, ich hatte damit nichts zu tun und trotzdem bin ich rot geworden, als hätte man mich persönlich ertappt. Heute weiß ich, dass das Unsinn ist, aber das Gefühl begleitet mich bis heute.
Ein aktuelles Beispiel: Heute hatten wir ein paar Übungsstunden auf dem Verkehrsübungsplatz. Anfangs lief alles gut, später habe ich noch freiwillig weiter geübt – und ein paar Sachen klappten nicht. Irgendwann sagte der Fahrlehrer genervt: „Das ist scheiße, was du gerade machst.“ Ich blieb ruhig, sagte nichts, aber es hat mich geärgert. Klar, der Tag war lang, die Nerven lagen blank, vorher hatten genug andere Idioten ihre Runden gedreht. Aber der Ton macht eben die Musik. Und genau das ist der Punkt: Ich nehme Dinge zu persönlich, auch wenn ich es eigentlich besser weiß.
Normalerweise kann ich viel wegstecken, heute war nicht der Tag. Früher hätte ich sofort einen dummen Kommentar zurückgeworfen. Inzwischen versuche ich, mich in Gelassenheit zu üben. Doch was ich jetzt feststelle: Es funktioniert noch nicht so, wie ich es mir wünsche. Ein langer Weg liegt vor mir.
Vielleicht geht es am Ende genau darum: wenig erwarten, weniger persönlich nehmen – und auch bei mir selbst nicht zu streng sein. Denn Erwartungen an mich selbst können genauso lähmen wie die an andere.