Dinge anzusprechen, die sich sonst keiner traut, liegt mittlerweile in meinem Blut – oder vielleicht in meinen Genen, wie auch immer.
Mit etwas Abstand sieht man vieles klarer, sagt ein altes Sprichwort. Und tatsächlich merke ich, wie oft ich im Moment der Wut oder im Augenblick einer Situation ganz anders reagiere, als ich es später tun würde. Schwer in Worte zu fassen. Vielleicht liegt es an der aktuellen Hitzewelle mit fast 40°C, vielleicht auch einfach an meinem Wesen. Denn das ist der Punkt: Ich bin impulsiv, emotional, ungeduldig. Wenn ich etwas will, dann sofort – nicht morgen, nicht später, sondern jetzt. Genau das spiegelt sich auch in meinen Fehlern wider. Ich bereue sie oft unmittelbar, und trotzdem passieren sie immer wieder.
Wenn ich merke, dass ich mich falsch verhalte, versuche ich sofort gegenzusteuern. Doch genau dann treffen meine Impulsivität und Ungeduld aufeinander. Ich übertreibe, werde wütend, dränge – und mache damit alles noch schlimmer. Statt etwas zu reparieren, reiße ich nur neue Wunden auf. Ich sehe dann nur mich selbst, verliere jedes Gespür für mein Gegenüber. Tunnelblick. Das führt zu Missverständnissen, Selbstzweifeln, Vorwürfen – und manchmal in depressive Tiefs.
„Denkst du noch über Suizid nach?“ – „Nee, mir geht’s gut…“ – „Das ist keine Antwort!“ Genau solche Gespräche reißen mich auf. Sie zeigen, dass es Menschen gibt, die hinschauen, auch wenn ich selbst es nicht tue. Heute habe ich gute Gespräche geführt, Abstand gewonnen. Und ja, ich habe erkannt, dass ich oft egoistisch war. Ich habe Menschen manipuliert, ausgenutzt, mich nur um meinen Vorteil gekümmert. Kein Geld? Kein Problem, ich wusste, zu wem ich gehen kann. Internet, Langeweile, Zigaretten, Sex – ich habe immer jemanden gefunden, der mir diente. Und wenn nicht? Dann hieß es: Verpiss dich.
Das war typisch ich. Zwischenmenschliche Beziehungen? Fehlanzeige. Doch so kann man nicht leben. Man kann es vielleicht eine Zeit lang durchziehen, aber irgendwann holt es dich ein. Heute versuche ich, anders zu sein. Ich bin derjenige, der Zigaretten teilt, Geld leiht, Hilfe anbietet. Und ja, es fühlt sich besser an. Nicht, weil ich damit Punkte sammeln will, sondern weil ich endlich verstanden habe, was Geben bedeutet.
Und das alles nur, weil eines Tages jemand in mein Leben trat, den ich verletzt habe – und diesmal ist es mir nicht egal. Im Gegenteil: Ich bereue es zutiefst. Vielleicht war genau das der Wendepunkt. Ich weiß, dass ich selbst oft der Auslöser für Probleme war. Aber ich glaube daran, dass ich es ändern kann. Schritt für Schritt. Es wird schon.