
Computerspieler – eine komische Gattung. Krass wie man sich von einer virtuellen Welt abhängig machen kann. Realitätsverlust, hm.
Es ist schon einige Jahre her, dass ich mit Spielen anfing, hat auch wirklich lange gedauert bis ich gemerkt habe, dass… ja, was sowas aus einem machen kann, wie sehr man sein Leben vernachlässigt und alles drumrum. Jetzt werden die Hände über den Köpfen zusammengeschlagen, aber sein wir Mal ehrlich – welcher Suchtkranke gibt schon zu, dass er süchtig ist?
Wie komm ich denn jetzt plötzlich darauf?
Nun, sagen wir einfach ich wurde schon des Öfteren damit konfrontiert: “Suchtverlagerung”, “Problembewältigung”, “Flucht vor der Realität” … und ja, es stimmt.
Doch wieso gestehe ich mir das nun, nach all den Jahren, ein?
Jetzt den nächsten Satz mit “ganz einfach” zu beginnen wäre dumm, denn einfach war der Weg zur und die Erkenntnis als solches nicht, doch dazu muss ich wie üblich etwas ausholen.
Ach quatsch, muss ich eigentlich nicht – ich mein wem mach ich denn hier was vor. Sagen wir einfach ich habe jemanden gesehen und war schockiert wie man einfach alles um sich rum vernachlässigen, vergessen kann. Ich war auch so einer, spät ins Bett – zeitig raus, Kippe, Kaffee, Rechner.
Das verschissene Leben spielt sich aber nicht vor einem Monitor ab, sondern eben vor der Tür.
Es ist echt krass, wenn ich bedenke wie ich mir meinen eigenen Wahn inzwischen vor Augen führen kann. Ich möchte jetzt aber niemanden verurteilen so wie mancher Ex-Raucher nach dem Motto: “Oh das stinkt, wie kannst du nur, hör doch einfach auf!”
Man kann Menschen nicht ändern, ihnen keine Fehler aufzeigen… solange bis sie es selbst kapieren.
Will sagen… ich war selbst so, vollstes Verständnis, jedoch ist inzwischen die Erkenntnis gekommen.
Das beste Rollenspiel, ist das eigene Leben.
Wer hat denn was davon, wenn ich hunderttausende Gold im Spiel besitze und nur drei Euro in der eigenen Tasche habe – richtig, niemand.
War auch immer ein Grund wieso ich nie abschalten konnte, man könnte ja was verpassen… gerade so als ob sich das Spiel über Nacht komplett geändert hätte – hat’s nicht, wird’s nicht. Wisst ihr wann sich etwas ändert? Wenn man selbst anfängt auf Menschen zuzugehen, sie an die Hand nimmt, ein Stück lang begleitet, umarmt, küsst, liebt, redet, feiert, Spaß hat… gemeinsam trauert, was erlebt.
Der erste Kuss, der erste Sex, der erste Vollsuff, der erste Liebeskummer, der erste Knochenbruch, die erste Trennung, die erste Depression, der erste Besuch bei jemandem… der erste Eindruck – alles Dinge, die man nie vergisst… das erste Mal 17 Stunden lang durch Deutschland gurken, nur um nochmal jemanden zu sehen…
Und Ingame? Ich mein, als ob es mich heute noch interessiert an welchem Raid (Schlachtzug) ich letztes Jahr teilgenommen habe, ganz egal wie viel hundert Spieler daran beteiligt waren – ich erinnere mich jedoch an mein erstes Festival. Das erste Peter & Paul Fest, die erste Nature One.
Worauf ich hinaus will ist ganz einfach.
Ich durfte viele großartige Menschen kennenlernen, ich bereue auch nicht was ich getan habe, dass ich so viel Zeit mit der Flucht vor dem eigenen Leben verschwendet hab’ … aber es ist vorbei.
Wenn’s Probleme gibt rede ich, wenn mich etwas stört… rede ich oder ich ändere es, nichts mehr mit entmutigen lassen, zurückziehen, verstecken.
Menschen entwickeln sich weiter, es ist wie es ist.
… richtig, aber du bist stehengeblieben. Doch früher oder später kommt jeder an den Punkt, schaffst das schon.