Dumm oder Intelligent?

Ich habe letztens darüber nachgedacht, dass meine nächste Partnerin blond sein wird. Klingt oberflächlich, oder? Aber es steckt mehr dahinter. Ich hatte schon Beziehungen mit Frauen verschiedener Haarfarben: schwarz, rot, braun, dunkelblond – nur eben noch nie mit einer Blondine. Einmal gab es einen One-Night-Stand mit einer Frau, die blonde Haare hatte, aber die waren gefärbt. Ihre natürliche Haarfarbe war dunkler. Als ich dann in ihrem Wohnzimmer ihre Aktfotos sah, wurde mir klar: Von Natur aus war sie keine Blondine. Irgendwie zählt das für mich nicht.

Es geht mir aber nicht nur um die Haarfarbe. Während ich darüber nachdachte, fiel mir auf, dass ich eine gewisse Vorliebe für rote Haare habe. Die meisten meiner Beziehungen waren tatsächlich mit Rothaarigen. Zufall? Wohl kaum. Vielleicht hat das etwas mit Leidenschaft, Temperament oder diesem gewissen Etwas zu tun, das Rotschöpfe ausstrahlen. Aber genug davon. Es ist, wie es ist.

Meine erste Freundin hatte pechschwarze Haare. Sie war wie eine Katze – geschmeidig, durchtrieben, schwer zu fassen. Danach kam eine Rotschopf-Freundin, dann eine Brünette. Danach wieder eine mit dunkleren Haaren, die aber einen roten Stich hineingefärbt hatte. Irgendwas zwischen dunkelblond und rötlich-blond. Aber wenn ich von Blond spreche, dann meine ich dieses helle, fast schon skandinavische Blond. Nicht dieses ausgewaschene, undefinierte Straßenköterblond, das man auf deutschen Straßen zu oft sieht. Nein, wenn blond, dann richtig blond.

Blondinen, Klischees und die Frage nach „dumm oder intelligent“

So weit, so oberflächlich. Aber Haarfarbe ist nur die Oberfläche. Der eigentliche Gedanke, der sich mir aufdrängte, war: dumm oder intelligent? Ja, ich weiß, das klingt direkt wie ein Klischee. Blondinen gelten seit jeher als dumm. Und als ich einer Bekannten sagte, dass meine nächste Freundin blond sein wird, war das sofort Thema.

Witzig ist, dass man darüber lachen kann, aber gleichzeitig steckt da auch etwas Hässliches drin: wie schnell wir Menschen in Schubladen stecken und sie auf einfache Kategorien reduzieren. Und genau in diese Falle bin ich in diesem Gedankenexperiment voll reingelaufen.

Dumm vs. intelligent – ein schiefes Gedankenspiel

Also haben wir das Spiel weitergesponnen: Was sind die Vor- und Nachteile von „dummen“ Partnern im Vergleich zu „intelligenten“? Ich selbst sehe mich als intelligent an. Ich denke viel nach, zu viel vielleicht. Und ich weiß, wie es ist, sich mit Dingen zu beschäftigen, von denen andere nicht mal eine Ahnung haben. Das macht Gespräche oft schwierig, weil man nicht auf dieselbe Tiefe kommt.

Auf der anderen Seite weiß ich auch: Intelligenz hat ihren Preis. Menschen, die viel reflektieren, neigen häufiger zu Depressionen, zu Grübeleien, zu Selbstzweifeln. Und genau das will man in einer Beziehung eigentlich vermeiden. Wer will schon ständig mit den Problemen des anderen konfrontiert werden, wenn man selbst genug mit sich zu tun hat?

„Dumme“ Menschen wirken von außen oft leichter. Sie machen sich weniger Gedanken, leben mehr im Moment. Sie lachen öfter. Sind unbeschwerter. Wenn ich in meinen Bekanntenkreis schaue, sehe ich das ganz deutlich: Die, die ständig nachdenken, sind oft die, die unzufrieden sind. Die, die weniger reflektieren, wirken oft glücklicher. Also, ein Punkt für die Dummheit – zumindest in meinem Kopf.

Aber auch das ist natürlich nur eine grobe Vereinfachung. Niemand ist nur „dumm“ oder nur „intelligent“. Es ist eher mein Versuch, dieses Spannungsfeld zu beschreiben: zwischen Kopfkino und Leichtigkeit, zwischen Tiefe und Ruhe.

Moral, Verantwortung und ziemlich harte Klischees

In meinem Kopf ging das Gedankenspiel weiter – und wurde hässlicher. Ich ertappte mich bei dem Klischeo, dass Menschen, die weniger reflektieren, eher dazu neigen, fremdzugehen. Moral, Gewissen, Verantwortung – all das schien in dieser inneren Gleichung weniger ausgeprägt zu sein. Wenn man weniger nachdenkt, stellt man die eigenen Bedürfnisse schneller über alles andere. So zumindest die Theorie in meinem Kopf.

Und dann tauchte der nächste Gedanke auf: ungewollte Schwangerschaften. Klingt hart, aber ist Teil dieser inneren Rechnung. Impulsives Handeln, wenig Verantwortungsbewusstsein, und plötzlich ist ein Kind da – manchmal auch als Versuch, jemanden an sich zu binden. Dieses „Dann ist er oder sie ja an mich gekoppelt“-Denken. Man kennt diese Geschichten, man hört sie ständig, und es ist leicht, sie zu verallgemeinern.

Aber genau da wird es gefährlich. Denn das sind Klischees. Vereinfachungen. Geschichten, die man sich erzählt, um sich selbst zu schützen oder um sich zu erklären, warum Beziehungen scheitern. Ein Punkt für die Intelligenz, könnte man sagen – aber eigentlich ist es nur ein Punkt für mehr Bewusstsein darüber, wie schief diese Gedankenspiele sind.

Misstrauen, Filter und die Angst vor Erwartungen

Also was tun? Blond oder nicht blond? Dumm oder intelligent? Am Ende sind das alles Kategorien, in die man Menschen presst, obwohl sie niemand wirklich erfüllt. Aber trotzdem – die Gedanken lassen mich nicht los.

Je älter ich werde und je mehr gescheiterte Beziehungen ich hinter mir habe, desto schwerer wird es, Vertrauen aufzubauen. Jede Erfahrung brennt sich ein, jede Enttäuschung wird zum Filter, durch den ich den nächsten Menschen betrachte. Es wird nicht leichter, sondern schwerer.

Und so lande ich bei dieser absurden Frage: Vielleicht ist es einfacher, eine „dumme“ Partnerin zu haben. Weniger Erwartungen, weniger Kopfkino. Einfach zusammen sein, lachen, leben, ohne alles zu zerdenken. Klingt verlockend – auf dem Papier.

Aber selbst während ich das schreibe, weiß ich: So einfach wird es nicht. Nicht für mich. Weil ich eben nicht aufhören kann zu denken. Und weil mir klar ist, dass kein Mensch nur in eine dieser Schubladen passt.

Blond, nicht blond – und die ehrliche Wahrheit

Also ja, vielleicht wird meine nächste Freundin blond sein. Vielleicht auch nicht. Vielleicht ist sie extrem klug, vielleicht eher unbeschwert. Vielleicht überrascht sie mich in allen Kategorien, die ich mir hier gerade so fein zurechtlege.

Ich kann mir vornehmen, keine Erwartungen zu haben. Klingt einfach. Aber die Wahrheit ist: Nichts davon ist einfach. Schon gar nicht die Liebe.

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