Ballast – per Definition: “etwas, das überflüssig ist und als eine Belastung empfunden wird.” Es sei denn, man bezieht sich auf die Schiff- oder Luftfahrt. Dort ist Ballast durchaus etwas Gutes: “zusätzliche Gewichte, mit denen Schiffe oder Flugzeuge beladen werden, um eine gleichmäßige Gewichtsverteilung zu erreichen, und die bei Bedarf abgeworfen werden.”
In den letzten Jahren hat sich in meinem Umfeld eine gewisse Dynamik entwickelt: Ich bin zu einer Art Kummerkasten für meinen Bekanntenkreis geworden. Zugegeben, manchmal fühlt es sich tatsächlich so an, als müsste ich für die ganze Welt da sein. Natürlich ist das übertrieben, dennoch gibt es viele Momente, in denen meine Rolle zur Last wird. Einerseits ist es schön, dass meine Meinung geschätzt wird. Andererseits ist es frustrierend, dass ich oft nur dann kontaktiert werde, wenn andere nicht mehr weiterwissen und bei mir ihren emotionalen Müll abladen möchten.
Man sagt ja, Frauen stehen auf Arschlöcher.
Klar, ich könnte ein Arsch sein – aber will ich das wirklich? Nein. Ich bin lieber ich selbst. Trotzdem wünsche ich mir manchmal, nicht nur der „Kumpeltyp“ zu sein, der als sichere Anlaufstelle fungiert. Es wäre schön, wenn man mich nicht nur als Seelentonne, sondern als Menschen mit Bedürfnissen sehen würde.
Wenn es jemanden gäbe, der mir gefällt und mit dem ich genauso offen und direkt sprechen könnte wie mit meinen weiblichen Bekannten… das wäre was. Jemand, mit dem ich mir mehr vorstellen könnte. Jemand, der mich so nimmt, wie ich bin – und mich nicht als Spielzeug, Zeitvertreib oder emotionale Müllhalde betrachtet. Es gab da mal jemanden, aber das ging leider aus anderen Gründen schief. Doch das ist eine andere Geschichte.
Vielleicht ist es genau das, was mir fehlt: eine gleichmäßige Gewichtsverteilung. Mein Leben fühlt sich chaotisch und unausgeglichen an. Was ich brauche, ist Stabilität. So wie ein fetter Öltanker oder ein schwer beladenes Containerschiff. Ich will durchhalten – komme, was wolle. Egal wie hoch die Wellen schlagen, ich verliere mein Ziel nicht aus den Augen.
Stellt euch ein leeres Schiff vor. Wie es auf der Wasseroberfläche tanzt und beim kleinsten Sturm unkontrolliert hin und her geworfen wird. Ohne Gewicht, ohne Richtung. Genau so fühlt sich ein unausgeglichenes Leben an.
Ich glaube, ich bin tatsächlich wie ein großes, voll beladenes Schiff. Aber statt mit Fracht bin ich gefüllt mit den Sorgen und Problemen anderer – von Freunden, Bekannten, gelegentlich auch Fremden. Ich trage viel mit mir herum, und obwohl ich stabil wirke, weiß ich manchmal selbst nicht, wie viel ich noch aufnehmen kann.
Und so frage ich mich: Wie lange dauert diese Reise noch? Wann komme ich endlich in einem sicheren Hafen an, wo ich all diesen Ballast abladen und in Ruhe an Land gehen kann?
