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Aus der Dunkelheit ins Licht: Gedankenwandel seit 2013

Gimme my time back

Es begann vor vielen Jahren – ziemlich traurig, wenn man ehrlich darüber nachdenkt. Ich war vielleicht fünf oder sechs Jahre alt, als ich mehr oder weniger freiwillig aus meiner vertrauten Umgebung gerissen wurde. Plötzlich war da niemand mehr. Nur meine Mutter und meine Schwester. Keine Freunde, nichts.

Gut, es gab noch den damaligen Freund meiner Schwester, den ich über die Jahre sehr zu schätzen gelernt habe. Aber das ist eine andere Geschichte. Zurück zur „vertrauten Umgebung“: Wir sind nicht einfach in den nächsten Ort gezogen, nein – es waren gleich 500 Kilometer, von Ost nach West.

Verlust von Kontakten

Damals war die Technik noch nicht so weit wie heute. Kein WhatsApp, kein Facebook, nichts. Und selbst wenn es sie gegeben hätte, ich wäre viel zu jung gewesen. Was bringt einem Technik, wenn auf Nachrichten ewig keine Antwort kommt? Freunde weg – Ende. Es gab keine Möglichkeit, Kontakt zu halten. Und selbst wenn, ich war geistig noch nicht so weit, es zu verstehen. Erst viele Jahre später habe ich begriffen, warum sich alles so entwickelt hat. Und warum es mir schwerfällt, echte Freundschaften mit „echten“ Menschen einzugehen.

Online-Freunde vs. echte Freunde

Mit „echten“ Menschen meine ich reale Kontakte im Alltag. Der Vorteil von Online-Freunden ist klar: Man kann sie überallhin mitnehmen. Sie verschwinden nicht plötzlich. Und wenn doch, dann ist es nicht so tragisch wie ein „realer“ Verlust. Das alles setze ich bewusst in Anführungszeichen, weil es am Ende Interpretationssache ist. Ich habe Bekannte und Freunde online. Mit einigen habe ich mich sogar getroffen. Und ja, online ist man oft ehrlicher und direkter. Kein hintenrum Gerede, weniger dummes Verhalten – zumindest meistens. Natürlich nicht immer.

Es ist nun mal einfacher, jemandem über das Internet ins Gesicht zu sagen, dass er eine Pfeife ist, als es tatsächlich persönlich zu tun. Meine Erfahrung: Es gibt da draußen viele Idioten, aber eben auch viele gute Leute. Menschen, mit denen man spielen kann, lachen kann, über Gott und die Welt reden kann.

Kurz gesagt: Ich habe eine intensivere Bindung zu meinen Online-Leuten als zu denen im echten Leben. Der Grund? Erwartungen. Sie sind deutlich geringer, und dadurch wird man weniger enttäuscht. Ergibt das Sinn?

Warum gerade jetzt?

Vielleicht fragst du dich, warum ich gerade jetzt solche Gedanken habe. Ganz einfach: Ich habe eben mit ein paar Kumpels gespielt. Echte Freunde, Online-Freunde – eine Mischung. Wir haben Missionen erledigt, sind herumgeeiert, haben gelacht. Und dann kam dieses Lied:

Und das hat mich ins Nachdenken gebracht. Mir ist klar geworden: Ich habe es nie bereut, Zeit mit Online-Freunden zu verbringen. Nie. Aber die Zeit mit „echten“ Menschen? Genau diese Momente möchte ich zurückhaben. Nicht, weil sie in dem Moment schlecht waren – im Gegenteil. Sie waren schön. Aber alles, was danach kam: die Folgen, der Schmerz, die Enttäuschungen. Genau das hat Spuren hinterlassen.

Erwartungen und Enttäuschungen

Es sind diese verdammten Erwartungen. Ich schließe von mir auf andere. Leider mache ich das nur bei denen, die ich im echten Leben kenne. Online erwarte ich nichts – und werde deshalb auch nicht enttäuscht. Vielleicht ist das einfacher.

Weißt du, was ich meine? Wenn ich jemanden mag und das ehrlich sage, dann finde ich Wege, um für diese Person da zu sein. Aber was bekomme ich zurück? Keine Zeit für einen Kaffee. Kein Treffen. Nichts. Und was soll ich davon halten? Da bleibt nur: Dieses ganze „Ich hab dich lieb“-Gerede ist bedeutungslos. Sinnlos.

Und dann wundern sich die Leute, warum ich nicht rede. Tja, weil Worte einfach nichts wert sind. Und am Ende bin ich wieder der Arsch. Weil ich mich nicht mehr melde. Weil ich nicht mehr reagiere. Oder weil ich irgendwann doch wieder angeschissen komme, in der Hoffnung, dass der oder diejenige endlich verstanden hat, warum ich so gehandelt habe. Aber genau da sind wir wieder: Ich schließe von mir auf andere. Ich habe zu hohe Erwartungen.

Fazit: ein hoffnungsloser Idiot?

Am Ende bleibt nur Wut. „Ach, fickt euch doch alle.“ Und das Bittere ist: Ich wusste es eigentlich besser. Aber nein, ich bleibe ein hoffnungsloser Idiot. Scheiß drauf.

Gebt mir meine Zeit zurück.

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