Gedanken aus Calw
Ursprünglich war diese ganze Calw-Geschichte mal als „Zwei-Wochen-Aufenthalt“ geplant. Doch nächsten Monat werden es drei Jahre. Hätte mir das damals jemand gesagt, hätte ich wohl nur gelacht.
Na ja, zugegeben: Bevor ich in diese Talfahrt geraten bin, war ich echt gerne hier. Ich hatte ein paar Freunde, erlebte lustige Wald-, Wiesen- und Garagenpartys, lernte Mädels kennen – ganz klassisch eben.
Partys sind in den letzten Jahren ausgeblieben, neue Gesichter gab es trotzdem. Ein paar dieser Menschen sind mir sogar richtig ans Herz gewachsen. Ach ja, das altbekannte Spiel – es geht nicht mit, aber eben auch nicht ohne.
Doch eigentlich soll es in diesem Beitrag gar nicht darum gehen. Ich bin vorhin von Heumaden runter in die Stadt gelaufen. Da es inzwischen dunkel war und ich sonst immer den direkten Weg nehme, dachte ich, ich probier mal was anderes – einen Bogen übers Krankenhaus. In erster Linie wollte ich herausfinden, wie lang ich bis dorthin brauche, denn am Freitag habe ich dort einen Termin. Und ja, es war tatsächlich mal wieder spannend, einen anderen Weg zu wählen als sonst.
Ich weiß nicht – irgendwie bin ich im letzten Eck von Calw gelandet. Als ich mich in der Dunkelheit umsah, fühlte ich mich plötzlich wie im tiefsten Osten. In Calw leben viele Ossis – glaubt man kaum, aber wahrscheinlich fühlen sie sich hier einfach wohl. Wer weiß das schon?
Wie in jeder Stadt gibt es natürlich auch hier schöne Ecken. Das Problem ist nur: Viele dieser Orte habe ich „geschändet“. Heißt: Ich habe dort irgendetwas mit irgendwem erlebt, an das ich ungern zurückdenke. Genau deshalb meide ich manche Wege ganz bewusst.
Das klingt vielleicht komisch, aber wenn ich unterwegs bin und meine Gedanken schweifen lasse, möchte ich nicht ständig an alte Zeiten erinnert werden. Ich versuche gerade, mit vielem abzuschließen und die Vergangenheit Stück für Stück hinter mir zu lassen – so gut es eben geht.
Alles nicht so leicht. Dennoch: Ich versuche, mich gerade ein Stück weit neu zu erfinden – aber ohne Druck, ganz gemütlich. Bis zum Jahreswechsel will ich meinen Führerschein in der Tasche haben. Danach kümmere ich mich um den Rest.
Charakterlich… na ja, da will ich eigentlich gar nicht so viel ändern. Im Großen und Ganzen bin ich okay, so wie ich bin. Doch am Feinschliff darf man ruhig noch ein bisschen arbeiten.
Heißt konkret: Wieder trainieren gehen, neue Brille, andere Frisur, souveräneres Auftreten, gesündere Ernährung. Das alles habe ich früher auch schon mal gemacht – allerdings nie für mich, sondern meistens für andere. Und genau das war der Fehler. Heute weiß ich das besser.
Ach Calw… Wer hätte gedacht, dass sich alles so entwickelt, wie es sich nun mal entwickelt hat? Trotzdem bin ich gespannt, was noch kommt.
You will… never know… how far… this goes…