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Das ich ein Fan klarer Worte bin habe ich bestimmt schon einmal irgendwo geschrieben und das, obwohl ich selbst den ganzen Tag rede ohne irgendetwas zu sagen, doch heute ist mir wieder einmal bewusst geworden wie sinnlos oberflächliches Blabla ist. Dieses ganze Beschönigen, Manipulieren, sagen was der andere hören möchte… es geht mir so auf den Keks… ich weiß, es ist widersprüchlich, aber wann bin ich das mal nicht?

Alles hat mit einer simplen Frage auf ask.fm angefangen: “Wärst du lieber unsichtbar oder Gedankenleser?” – ich musste gar nicht lange überlegen bis ich eine Antwort hatte, denn mal ehrlich: Unsichtbar? – was würde ich da schon tun, außer Leute beobachten?

… aber Gedanken lesen… das gefällt mir. Nichts mehr missverstehen müssen, keine Lügen, usw. – wäre für mich ganz gut, da ich Menschen sowieso nicht verstehe… reden das eine, machen das andere… komisch. Als ich die Frage erhalten habe war gerade eine Freundin zu Besuch und wollte meine Antwort wissen, als ich sie ihr gab, hat sie diese gleich zerrissen und mir einen Gedanken in den Kopf gesetzt, den ich jetzt nicht mehr raus bekomme.

Ums möglichst kurz zusammenzufassen war die Aussage in etwa die, dass es gefährlich ist die Gedanken anderer lesen zu können, da sich der erste Gedanke ggf. ändert oder man seine Worte anschließend eher mit Bedacht wählt, um unter Umständen ein gewisses Ergebnis zu erzielen.

Ein Beispiel dazu wäre eine Aussage der vergangenen Tage, als ich mich mit einem Kollegen unterhielt, ich teilte ihm mit, dass ich gewisse Ängste und Befürchtungen hege und erhielt als Antwort, dass ich das schon schaffe, er an mich glaubt und sich sonst gar nicht die Mühe geben würde mit mir zu sprechen… doch was ist, wenn er das nur gesagt hat, um mich zu beruhigen? Er anderer Meinung ist? – könnte ich Gedanken lesen, müsste ich mir solche Fragen nicht stellen und würde direkt wissen wie es wirklich um mich steht.

Worte, um ein gewisses Ergebnis zu erzielen… ätzend.

Mir sind in meinem ganzen Leben noch nie so viele Gedanken auf einmal durch den Kopf geschossen… ich mein natürlich weiß ich, dass man manchmal etwas sagt, um etwas damit zu bewirken… oft zum eigenen Vorteil… manipulativ eben… oder weil der andere einem wichtig ist rückt man ggf. nicht gleich direkt mit der Wahrheit raus… verstehe ich alles und kann ich nachvollziehen… nichts desto trotz… hmm… ich mein ich bin nicht naiv… mir fehlen die Worte… keine Ahnung.

Ich kann immer noch keinen klaren Gedanken dazu fassen, weil mir dieses ganze Getue noch nie so bewusst war wie gerade eben oder in den vergangenen Stunden.

“Ich liebe dich, aber manchmal reicht Liebe eben nicht aus…” – mein erster Gedanke von unzähligen und gleichzeitig ein Zitat aus einem meiner Trennungsgespräche – hat sie das wirklich so gemeint oder hat sie das nur gesagt, weil sie wusste, dass es die einzige Aussage war, die ich akzeptieren konnte?

“Ich bin müde…” – zu müde für Sex? Für mich persönlich absolut nicht nachvollziehbar, soll es aber geben, doch vielleicht heißt es einfach nur: “Ich will nicht mit dir schlafen.”?

“Wir können Freunde bleiben.” – vielleicht eher: “Verpiss dich und mach keinen Aufstand.”

“Du bist ein attraktiver Mann, aber…” – “Eigentlich bist du doch scheiße, aber ich will dir das nicht so direkt auf die Nase binden…”

Gott… ich fühle mich wieder Jahre zurückversetzt… als ich jeden und alles von mir fern gehalten habe, nur um mir über genau solche Dinge keine Gedanken machen zu müssen…

Natürlich kann man das alles positiv sehen, aber was, wenn nicht? Könnte ich Gedanken lesen müsste ich nichts mehr hinterfragen, mich nicht wiederholen in der Erwartung, dass der andere sich verspricht.

Mein Kopf hämmert wie blöde, so viele Aussagen die auf mich einhageln… und vielleicht war keine von ihnen je ehrlich und aufrichtig… hmpf.