Nenne eine Sache, die die meisten Leute nicht über dich wissen.
Es gibt Dinge, die man über mich weiß – und vieles, das man glaubt zu wissen. Ich schreibe öffentlich, erzähle Geschichten, teile Gedanken, lasse Einblicke zu. Viele denken deshalb, sie kennen mich. Aber das, was ich teile, ist nur das, was ich loswerden will. Nicht das, was ich festhalten möchte.
Ich schreibe, weil es raus muss. Nicht, weil ich will, dass jemand es versteht. Wenn ich fertig bin, ist es aus dem Kopf, aus dem Sinn. Ich lese selten, fast nie. Keine Blogs, keine Bücher, nicht mal besonders gern meine eigenen Texte. Ich tippe sie runter, so schnell, wie sie kommen. Meistens ohne hinzusehen, ohne drüber nachzudenken. Einfach, weil es raus muss. Und wenn es raus ist, gehört es nicht mehr mir.
Was viele nicht wissen: Ich habe wenig Empathie übrig. Nicht, weil ich sie nie hatte – sie ist einfach verschlissen. Je mehr man erlebt, desto härter wird der Filter. Es gibt dieses Reel, das sagt: je mehr du durchmachst, desto weniger Mitleid hast du. Und vielleicht ist da was dran. Ich sehe, wie andere an Dingen zerbrechen, die für mich nicht mal eine Delle wären. Und innerlich denke ich: „Dann steh halt auf.“ Ich weiß, das klingt überheblich. Aber wenn du einmal gelernt hast, im Dreck zu liegen und trotzdem weiterzugehen, dann wirken manche Probleme einfach… klein.
Eine Freundin von mir meinte mal, sie sei durch ihre Erfahrungen empathischer geworden. Ich musste lachen. Vielleicht liegt der Unterschied darin, dass sie sich nie völlig verloren hat. Ich schon. Und wenn du einmal wirklich alles verloren hast – Wohnung, Menschen, Richtung, dich selbst – dann verlierst du irgendwann auch die Geduld für das Gejammer anderer.
Vielleicht ist das Selbstschutz. Vielleicht auch einfach Abstumpfung. Ich erkenne das, manchmal sogar mitten in einem Gespräch: wie ich innerlich abschalte, weil ich keinen Nerv mehr für fremde Dramen habe. Ich versuche dann, zuzuhören, so zu tun, als würde es mich berühren. Aber meistens denke ich mir nur: „Du hast keine Ahnung, was schlimm wirklich ist.“
Vielleicht ist das unfair. Vielleicht auch ehrlich. Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß: Ich halte die meisten Menschen für weniger komplex, als sie glauben zu sein. Nicht, weil ich mich besser fühle – sondern, weil ich gelernt habe, dass Worte selten etwas bedeuten, wenn sie nicht gelebt werden. Viele reden. Wenige machen. Und ich habe irgendwann aufgehört zuzuhören.
Vielleicht ist das meine Art, die Welt zu ertragen – mit Distanz. Ich teile viel, um nicht zu viel zu fühlen. Schreibe, um nicht zu reden. Ich halte Menschen auf Abstand, um sie nicht vermissen zu müssen.
Vielleicht ist das kein Fehler, sondern einfach meine Art, klarzukommen. Und vielleicht liegt genau darin der kleine Rest von Empathie, den ich noch habe – für mich selbst.
Und wer weiß – vielleicht ist das am Ende gar nicht so schlimm, denn ein bisschen Gleichgültigkeit hat noch niemandem geschadet.