Beziehungen, egal ob zwischenmenschlich oder partnerschaftlich, haben mich schon immer fasziniert. Sie sind seit jeher ein wiederkehrendes Thema auf meinem Blog. Vielleicht liegt das an meinen eigenen, oft viel zu hoch gesteckten Erwartungen. Fakt ist: Ich tue mich immer wieder schwer damit, bestimmte Handlungsweisen nachzuvollziehen.
Unglückliche Beziehungen im Umfeld
Beispiel 1: Jemand aus meinem engeren Umkreis ist seit Jahren mit einem Mann verheiratet, den sie ganz offensichtlich nicht liebt. Sie wirkt nicht glücklich, und weil wir uns schon so lange kennen, weiß ich, dass sie mir nichts vormachen kann. Trotzdem betont sie immer wieder, wie sehr sie ihn liebt – so oft, dass es schon wieder unglaubwürdig klingt. Warum bleiben sie noch zusammen? Sie mag ihre Gründe haben, doch für mich ergibt es keinen Sinn.
Beispiel 2: Eine andere Freundin hat vier Kinder, drei davon von ihrem Mann. Schon nach dem ersten Kind war sie unglücklich in der Beziehung und hat sich bei mir darüber beklagt. Geändert hat sich jedoch nichts. Erst nach zwei weiteren Kindern hat sie sich getrennt. Heute lebt sie zwar ohne ihn, doch er terrorisiert sie nach wie vor. Aufgrund der Umstände ist sie am Ende. Und Hand aufs Herz: Welcher normale Kerl nimmt eine Frau mit vier Kindern? Traurig, aber das ist die Realität, in der sie lebt.
Beispiel 3: Eine weitere Bekannte wird von ihrem Freund regelmäßig geschlagen, misshandelt und missbraucht – und kommt nicht von ihm los, weil sie ihn angeblich so sehr liebt. Worte, die für mich kaum nachvollziehbar sind. Doch genau solche Geschichten zeigen, wie schwer es manchen fällt, sich aus ungesunden Strukturen zu lösen.
Beispiel 4: Zwei Mädels aus meinem Kurs sind ebenfalls in unglücklichen Beziehungen. Beide sind nicht auf den Kopf gefallen, sehen gut aus und haben einiges auf dem Kasten – die eine mehr, die andere weniger. Doch beide sind mit Männern zusammen, die sie nicht unterstützen, alles für selbstverständlich nehmen und ihre Partnerinnen nicht wertschätzen. Bei einer von beiden war es so schlimm, dass sie nachts vor meiner Tür stand, in Tränen aufgelöst. Ihrem Mann war das offensichtlich egal. Erst als sie ihm sagte, dass sie bei mir sei, wurde er hellhörig.
Eigene Erfahrungen und Erkenntnisse
Auch in meinem Leben gab es immer wieder Situationen, in denen meine Freundinnen die Schnauze voll hatten. Sie konnten nicht mehr mitansehen, wie ich mein Leben – aus ihrer Sicht – weggeworfen habe. Und ja, inzwischen kann ich verstehen, warum sie gegangen sind. Ich bin ihnen heute nicht einmal mehr böse. Vielleicht waren die Umstände der Trennungen nicht immer fair, und dafür hasse ich manche noch. Aber nicht für die Trennung selbst. Im Gegenteil: Ich bin dankbar. Denn nur durch diese Brüche konnte ich der werden, der ich heute bin. Ich habe mein Leben Stück für Stück in die richtige Richtung gebracht.
Die genannten Beispiele haben mir jedoch immer wieder die gleiche Frage aufgedrängt: Wie kann man so blind sein? Wie kann man in Situationen verharren, die offensichtlich nicht gut für einen sind? Ein Klassenkamerad hat dazu einmal gesagt: „Jeder Mann wäre froh, solche Frauen an seiner Seite zu haben.“ Und ja – das klingt um einiges netter als meine harschen Worte. Aber am Ende läuft es auf dasselbe hinaus.
Liebe oder Gewohnheit?
Was mich an diesen Geschichten am meisten beschäftigt: Mit echter Liebe hat vieles davon nichts mehr zu tun. Es sind Gewohnheit, Angst vor Veränderung oder die Furcht, wirklich allein dazustehen. Doch Liebe? Nein. Denn wer liebt, der zeigt es. Wer liebt, der respektiert. Wer liebt, der hält sein Gegenüber nicht klein, sondern macht ihn oder sie größer.
Die Männer in diesen Geschichten hätten es längst verdient, einen Schuss vor den Bug zu bekommen. Nicht, weil ich Gewalt befürworte, sondern weil manche erst dann merken, was sie haben – oder besser gesagt: was sie verlieren. Und die Frauen? Sie müssten lernen, dass Liebe nicht bedeutet, alles hinzunehmen. Sondern, dass Liebe auch heißt, Grenzen zu setzen. Nur dann können Beziehungen glücklich sein.
Doch solange Angst und Gewohnheit stärker sind, wird sich daran nichts ändern. Und genau deshalb wird es auch in Zukunft noch viele unglückliche Beziehungen geben – leider.
schrieb am 12.02.18:
Um Lew Tolstoj zu zitieren: “Wir glauben immer, dass wir geliebt werden, weil wir so gut sind. Es fällt uns nicht ein, dass wir deshalb geliebt werden, weil diejenigen, die uns lieben, gut sind”…