Erzähle uns von einer Zeit, in der du dich fehl am Platz gefühlt hast.
Es gibt Abende, da sitzt du mitten unter Menschen, aber innerlich schreist du: „Was mache ich hier?“ Alle lachen, reden durcheinander, scheinen in ihrem Film zu sein – nur du nicht. Dein Platz ist irgendwo, aber ganz sicher nicht hier.
Die Nacht voller Fremdkörper
Ich erinnere mich an einen dieser Abende. Stadt, draußen sitzen, ein Glas Hugo in der Hand. Überall um mich herum Stimmen, Lachen, dieses künstliche „Wir haben Spaß“-Getue. Es fühlte sich an wie eine schlechte Reality-Show, eine Mischung aus Berlin – Tag & Nacht und RTL2-Resteverwertung.
Alle waren scheinbar genau da, wo sie hingehörten. Nur ich nicht. Ich war körperlich anwesend, aber geistig längst weg. Zuschauer in einer Serie, die ich nie gebucht habe. Und egal wie viel Alkohol im Glas war – das Gefühl blieb: fehl am Platz, fehl am Leben.
Das andere „fehl am Platz“
Es hört ja nicht auf, wenn man nach Hause geht. Dieses Gefühl taucht auch im Alltag auf. Diese ständige Bremse, dieses Zerren. Nicht weil man zu wenig könnte – im Gegenteil. Sondern weil man spürt, dass man ausgebremst wird von einem Umfeld, das nicht das eigene ist.
Du kennst das vielleicht: Alle reden von Zufriedenheit, von „passt doch alles“. Aber in dir schreit es. Es passt eben nicht. Du sitzt da, hörst dir die Floskeln an und denkst: „Ihr habt keine Ahnung.“
Wenn du gegen die Wand rennst
„Fehl am Platz“ fühlt sich wie ein Schlag ins Gesicht an. Es nagt an dir, macht dich klein, flüstert dir ins Ohr: „Vielleicht bist du wirklich falsch.“ Und genau da liegt die Gefahr: Dass du anfängst, dir selbst nicht mehr zu trauen.
Aber irgendwann habe ich verstanden: Das Gefühl ist kein Makel. Es ist ein Signal. Ein verdammt lautes. Es sagt: „Hier geht nichts. Dreh um. Such deinen eigenen Platz.“
Heute
Heute kämpfe ich nicht mehr dagegen. Ich nehme dieses Gefühl, so brutal es manchmal kommt, und nutze es als Wegweiser. Ich weiß, dass es mich nicht kaputt machen will – es will mich wachrütteln.
Ich bin oft fehl am Platz gewesen. Und ich werde es wieder sein. Aber es definiert mich nicht. Es zeigt mir nur, wo ich nicht bleiben darf. Und das ist ehrlicher, als jeder falsche Applaus in einer Welt, die nicht meine ist.