In der heutigen globalisierten Welt ist interkulturelle Kommunikation allgegenwärtig. Sie ist spannend und bereichernd, doch zugleich auch eine Quelle vieler Missverständnisse und Lernmomente. Genau das habe ich in meinem eigenen Leben deutlich erlebt. Seit etwa einem Jahr bin ich mit einer Frau aus Afrika zusammen. Von Anfang an war uns beiden bewusst, dass kulturelle Unterschiede und verschiedene Kommunikationsstile eine Herausforderung sein könnten. Immerhin treffen hier zwei vollkommen unterschiedliche Welten aufeinander. Dennoch wollten wir uns dieser Aufgabe stellen.
Zu meiner Überraschung hat sich unsere Kommunikation als hervorragend herausgestellt. Unstimmigkeiten sprechen wir offen an und diskutieren so lange, bis wirklich jeder Punkt verstanden ist. Das kostet manchmal etwas Zeit, doch es verhindert, dass sich Missverständnisse festsetzen. Deshalb kommen wir meistens schnell zu einem Ergebnis, mit dem wir beide leben können. Gerade diese Offenheit ist für mich ein großer Gewinn.
Interessanterweise habe ich größere Herausforderungen nicht in meiner Beziehung, sondern in meinem beruflichen Umfeld erlebt. Dort begegnen mir täglich unterschiedliche Sichtweisen, unausgesprochene Erwartungen und ganz eigene Herangehensweisen. Das macht es manchmal schwer, einen Konsens zu finden. Ein prägendes Beispiel war eine Situation mit einem Kollegen: Beim Mittagessen sagte er: „Ich hole Brötchen, musst du auch etwas haben?“ In seiner Muttersprache mag diese Frage höflich und normal klingen. Für mich, als Deutschen, wirkte sie jedoch unfreundlich und distanziert. Es klang so, als hätte er eigentlich keine Lust, mir etwas mitzubringen. In Deutschland würde man eher fragen: „Möchtest du auch etwas haben?“ – eine Formulierung, die deutlich einladender klingt.
Diese Art der Kommunikation ist für mich anstrengend. Vor allem deshalb, weil ich zuvor in einem Unternehmen und in einer Region gearbeitet habe, wo eine sehr direkte, klare und offene Sprache üblich war. Erst ein Gespräch mit meiner Freundin hat mir die Augen geöffnet. Sie fragte mich, ob es wirklich so gemeint sei, wie ich es auffasse. Dadurch wurde mir klar, dass ich meine eigene Denkweise hinterfragen muss. Vielleicht ist Kommunikation nicht immer nur das, was beim anderen ankommt. Manchmal sollte man akzeptieren, dass Absicht und Wirkung auseinanderfallen können – und dass das nicht automatisch etwas Negatives bedeutet.
Obwohl es viele Aspekte interkultureller Beziehungen gibt, bleibt die Sprache das wichtigste Element. Sie ist Schlüssel und Stolperstein zugleich. Ohne Kommunikation gibt es kein Verständnis, und ohne Verständnis wächst keine Nähe. Trotz aller kleinen Herausforderungen bin ich dankbar für die Erfahrungen, die ich machen darf. Denn sie helfen mir nicht nur privat, sondern auch im Beruf. Besonders freue ich mich auf die bevorstehende Weihnachtsfeier in meiner anderen Firma. Dort hoffe ich, wieder ein Stück „normaler“ kommunizieren zu können – und gleichzeitig offener für die Vielfalt der Ausdrucksweisen zu sein.
schrieb am 07.12.23:
It’s a question of time and patience