2022 war kein Jahr der großen Knalleffekte. Kein endgültiges „Alles oder nichts“, sondern ein Jahr, das sich mehr nach Zwischentönen anfühlte. Still, manchmal unauffällig, manchmal zäh, aber gleichzeitig voller kleiner Gedanken und Beobachtungen, die ihren eigenen Wert hatten. Es war ein Jahr, in dem ich viel hinterfragt habe – mich selbst, Begegnungen, das Älterwerden, aber auch die Gesellschaft um mich herum. Und am Ende stand die Erkenntnis, dass gerade diese leiseren Kapitel wichtig sind, um den roten Faden nicht zu verlieren.
Der Beginn war schwerfällig. War mal leichter war nicht nur ein Titel, sondern auch ein Gefühl. Vieles, was früher selbstverständlich war, brauchte plötzlich mehr Kraft. Dinge, die mal leicht von der Hand gingen, fühlten sich beschwerlicher an. Es war ein ehrlicher Start ins Jahr, mit dem Eingeständnis, dass sich die Welt verändert hat – und ich mich mit ihr.
Gleich danach kam die Auseinandersetzung mit Beziehungen und Begegnungen. Meine „lieblings“ Tinder-Typen und Swipe left waren mehr als nur kleine Beobachtungen aus der Dating-Welt. Sie waren Momentaufnahmen zwischen Humor, Zynismus und Sehnsucht. Dating-Apps wurden zum Spiegel: ein Ort voller Oberflächen, Muster, Wiederholungen – aber auch voller Stoff zum Nachdenken. Es ging nicht nur darum, wen man trifft, sondern auch darum, was man eigentlich von Nähe erwartet und wie viel man bereit ist, von sich selbst preiszugeben.
Im Frühling und Sommer tauchte immer wieder die Frage nach Identität und Alter auf. Titel hier eingeben :) war fast wie ein Platzhalter für das Gefühl, dass einem manchmal die Worte fehlen, obwohl im Kopf so viel los ist. Und 35 also war ein Meilenstein, der nicht unkommentiert bleiben konnte. Die Mitte der Dreißiger ist kein Wendepunkt, der Schlagzeilen macht – aber sie zwingt dazu, innezuhalten und sich zu fragen: Bin ich da, wo ich sein wollte? Und wenn nicht – will ich überhaupt woanders sein?
Der Herbst brachte eine Reihe von Texten, die nach außen blickten. Das Quadrat spielte mit Formen und Bildern, die gleichzeitig etwas über das Leben selbst erzählten. Wie Kleidung uns beeinflusst war ein Beispiel dafür, dass selbst kleine Dinge, wie die Wahl eines Outfits, unsere Stimmung und Wahrnehmung verändern können. Und in Die Geschichte mit den Kalendern steckte ein bittersüßes Stück Alltag, ein kleiner Stolperstein, der viel mehr über Erwartungen und Enttäuschungen aussagte, als es auf den ersten Blick wirkte.
Am Ende, im Dezember, stand Den Moment leben. Ein stilles, klares Fazit. Nach einem Jahr voller Beobachtungen, Gedankenspiele, Selbstzweifel und Reflexion war das fast wie ein Loslassen. Nicht alles planen, nicht alles erklären, nicht alles in Schubladen stecken – sondern den Augenblick bewusst spüren. Ein Text, der die Essenz von 2022 einfing: ein Jahr, das nicht durch große Entscheidungen glänzte, sondern durch die Summe kleiner Momente.
Rückblickend war 2022 vielleicht nicht das spannendste Jahr meines Blogs, aber es war ein ehrliches. Es hatte weniger Wut, weniger Aufschreie, dafür mehr Zwischentöne. Es war ein Jahr, das mir gezeigt hat, dass man nicht immer große Kapitel braucht, um weiterzukommen. Manchmal reicht es, die leisen Gedanken zuzulassen und sie festzuhalten. Denn genau in diesen leisen Gedanken steckt oft das, was bleibt.