2024 war kein Feuerwerk. 2024 war Arbeit an den stillen Stellen: Innen, im Kopf, im Kalender. Ein Jahr, das weniger nach „großem Moment“ klang und mehr nach Rhythmus – Zeile für Zeile, Beitrag für Beitrag, Tag für Tag. Ich habe viel aussortiert, vieles gelassen, einiges neu begonnen. Und ich habe gemerkt: Wenn ich schreibe, komme ich mir näher. Nicht, weil ich die Antworten hätte, sondern weil die Fragen klarer werden.
Der rote Faden war diesmal nicht ein einziges großes Projekt, sondern die Summe kleiner, beharrlicher Bewegungen. Die Daily Prompts haben mir einen Takt gegeben. Kurze Stücke, klare Gedanken, keine Ausreden. Im Januar lief das fast schon manisch gut – zweiundzwanzig Texte in einem Monat, weil ich’s brauchte. Danach wurde es ruhiger. Frühling und Frühsommer hatten Lücken, aber nicht die Art Lücken, die nach Aufgeben riechen, sondern die, die zeigen: Draußen passiert gerade viel, drinnen muss es nachkommen. Ab Spätsommer wurde der Ton wieder dichter. Im Herbst habe ich gefunden, was ich zwischenzeitlich verloren hatte: meinen regelmäßigen Griff zur Tastatur.
Inhaltlich war 2024 ehrlicher als laut. Ich habe über Gegenwart geschrieben – nicht als Kalenderwort, sondern als Haltung. Leben im Jetzt war keine Parole, sondern ein Versuch: weniger Flucht in Möglichkeiten, mehr Präsenz in Entscheidungen. Das hat sich durchgezogen – in Texten über Nähe, über Kommunikation, darüber, wie schnell man aneinander vorbeiredet und wie viel Mut es kostet, den einen Satz doch zu sagen. Nicht alles ist schön daran. Aber viel ist echt. Und echt ist mir wichtiger geworden als schön.
Es gab Rückblicke nach innen, die wehtun durften. Trennung, Neuanfang und was ich daraus gelernt habe war einer davon. Ich habe aufgeschrieben, was ich daraus gelernt habe – nicht als Ratgeber, sondern als Notiz an mich selbst: Gefühle sind Arbeit. Und Arbeit braucht Pausen. Das ist vielleicht die größte Verschiebung dieses Jahres: Pausen sind nicht mehr das, was übrig bleibt, wenn „alles erledigt“ ist. Pausen sind Teil der Aufgabe. Sie stehen im Kalender, nicht im Konjunktiv.
Gleichzeitig habe ich die Energie gespürt, Dinge zu bauen. Unicorn Racing steht dafür stellvertretend – weniger als Marke, mehr als Idee: etwas Eigenes mit Haltung, mit Tempo, mit einem offenen Ausgang. Kein perfekter Plan, aber eine Richtung. So mag ich das: anfangen, lernen, nachziehen. Auch der Blog selbst hat davon profitiert. Ich habe Strukturen neu gedacht, Inhalte sortiert, Leseflüsse glatter gemacht. Nicht, um mich zu glätten, sondern um dem, was ich erzählen will, eine stabilere Bühne zu geben. Schreibarbeit trifft Systemarbeit – das hat 2024 gut getan.
Die Liebe zum MINI ist geblieben. Es gab Nostalgie, aber keine Verklärung. Nostalgie auf vier Rädern war der Text dazu. Warum dieses Auto mich begleitet, hat weniger mit PS zu tun als mit Freiheit. Ein Roadtrip hat’s wieder gezeigt: Straße, Bilder, Kopf frei. Autofahren als Denkraum. Diese Texte sind für mich die Brücke zwischen Außen und Innen. Ich bewege mich – und etwas in mir bewegt sich mit.
Dazu kam das Spielerische: Filme, Games, kleine Eskapaden. Nicht als Flucht, sondern als Perspektivwechsel. Geschichten von anderen schärfen oft den Blick auf die eigene.
Beruflich war Wertschätzung ein Thema. Nicht als Buzzword, sondern als Frage: Woran merke ich, dass etwas Sinn macht? Woran merke ich es nicht? Ich habe dazu aufgeschrieben, was mir fehlt und was ich geben will. Das war ungefilterter als früher und gleichzeitig konstruktiver. Ich merke, dass Klarheit nach außen mit Klarheit nach innen beginnt. Banale Einsicht, schwere Übung.
Politisch habe ich Positionen überprüft. Manche verschoben, manche verworfen. Nicht, weil ich opportunistisch bin, sondern weil ich gelernt habe, dass „ich habe meine Meinung geändert“ kein Makel ist, sondern ein Zeichen, dass ich noch zuhören kann. 2024 war ich strenger mit mir: weniger Reflex, mehr Reflexion. Das ist langsamer, aber nachhaltiger.
Körper und Alltag: Ich habe mir den Spiegel gehalten – Fitness, Schlaf, Überforderung, Unordnung. Es ist nicht glamourös, das öffentlich zu notieren. Aber genau das hat mir geholfen. Der Körper lügt nicht. Und die To-do-Liste auch nicht. Beides will Aufmerksamkeit. Beides hat sie bekommen – nicht perfekt, aber besser. Kleine Routinen haben mehr bewirkt als große Vorsätze. Zehn Minuten, die stattfinden, schlagen jede Stunde, die nie kommt.
Technikseitig war 2024 ein Werkstattjahr: Ich habe an meinem digitalen Werkzeugkasten geschraubt – Exporter, Automatisierungen, interne Linklogik. Das klingt trocken, ist aber Teil meiner Schreibfreiheit. Je reibungsloser die Technik, desto weniger Ausreden. Ich will schreiben, nicht kämpfen. Also habe ich die Reibung reduziert. Das sieht man dem Blog vielleicht nicht auf den ersten Blick an, aber ich spüre es bei jedem Beitrag.
Was ist geblieben? Erstens: Regelmäßigkeit schlägt Perfektion. Ich habe das hundertmal gelesen und 2024 endlich verstanden. Zweitens: Grenzen sind gesund. Ich muss nicht alles sofort, nicht alles parallel, nicht alles für alle. Drittens: Nähe braucht Sprache. Wenn ich etwas will, muss ich es sagen. Wenn ich etwas nicht will, auch. Viertens: Pausen sind Teil des Plans. Fünftens: Projekte dürfen wachsen. Nicht alles muss fertig sein, um gut zu sein.
Was hat gefehlt? Mehr Langtexte vielleicht. Die gab es – zu Filmen, zu Arbeit, zu Zukunft – und sie haben mir gut getan. Davon will ich 2025 mehr. Nicht als Leistungsshow, sondern als Raum, in dem ich ein Thema in Ruhe auseinandernehmen kann. Außerdem: Mehr interne Verbindungen. Die großen Stücke brauchen sichtbare Wege zueinander, damit neue Leser nicht nur reinspringen, sondern bleiben.
Und sonst? Ich bin milder geworden mit mir – und gleichzeitig konsequenter. Das klingt wie ein Widerspruch, ist aber keiner. Milder im Ton, konsequenter im Tun. Ich lasse mir weniger einreden, was „man so macht“, und achte mehr darauf, was mir guttut. Das Ergebnis ist leiser, aber echter. Und echt ist das, woran ich mich am liebsten erinnere.
Wenn ich 2024 in einen Satz pressen müsste: Ich habe gelernt, mit beiden Händen im Leben zu sein – eine Hand am Lenkrad, eine an der Tastatur. Nicht perfekt, nicht immer gleichzeitig, aber bewusst. Ausreichend, um weiterzugehen.
2025 soll daran anschließen. Weniger Streuung, mehr Tiefe. Serien weiterdenken. Die großen Texte verankern. Technik so glatt halten, dass sie nicht auffällt. Und draußen genug Strecke, damit drinnen genug Worte entstehen. Der Rest ergibt sich unterwegs. Wie immer. Wie ich.