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Aus der Dunkelheit ins Licht: Gedankenwandel seit 2013

Rauchen in Uganda: Wie mich ein Gesetz einmal kurz aus der Bahn schießt

Das war nicht der Plan. Ich wollte eigentlich nur entspannt nach Uganda fliegen, Sonne, Edna, Familie, ein bisschen Alltag vor Ort mitnehmen – und nebenbei halt so weiterrauchen wie immer: ein bisschen IQOS, ein bisschen E-Zigarette, alles halbwegs „sauber“, niemanden vollqualmen, fertig.

Und dann stolpere ich über den Satz, der mir gefühlt eine Backpfeife verpasst: Rauchen in der Öffentlichkeit weitgehend verboten, IQOS und E-Zigaretten dürfen offiziell nicht mal ins Land. Also nicht „wäre nicht so gern gesehen“, sondern wirklich: darfst du nicht einführen.

Perfekt.

Ich, der jahrelang von normalen Kippen weg ist, sich brav auf IQOS umgestellt hat (unter anderem Edna zuliebe, weil weniger Gestank), inzwischen sogar noch eine Fumot-Eziggi am Start hat – und jetzt sitze ich da und merke: All das Zeug ist genau das, was ich in Uganda nicht benutzen darf.

Nikotin und Ich – eine eher ungesunde Beziehung

Ich bin ja nicht mehr der „20 Kippen pro Tag, egal wie das Wetter ist“-Typ. Trotzdem: Eine Schachtel IQOS am Tag geht schon weg, wenn es stressig ist. Plus hier und da ein paar Züge von der E-Zigarette, vor allem in so Übergangsmomenten: nach dem Essen, vor dem Schlafen, zwischendurch am PC.

Und ich weiß sehr genau, wie sich mein Körper und mein Kopf verhalten, wenn ich auf Null gehe: schlechte Laune, kurze Zündschnur, genervt, gereizt, teilweise aggressiv. Nicht im Sinne von „ich schreie jeden an“, aber definitiv nicht der Mensch, den man gern eine Woche lang im Urlaub an seiner Seite hat.

Das Ironische: Eigentlich rauche ich sowieso weniger, wenn es warm ist. In Uganda sollen es nächste Woche um die 32 Grad werden – das ist für mich eher „ich schwitze schon beim Atmen“ als „gemütlich eine rauchen“. Aber Nikotin ist halt nicht nur Gewohnheit. Nikotin ist ein System – und mein System ist seit Jahren: Irgendwas Qualm- oder Dampfähnliches ist immer in Reichweite.

Der Moment, in dem klar wird: Es gibt keinen Plan B

Ich hatte mir das im Kopf alles sehr einfach ausgemalt: In der Öffentlichkeit bin ich halt brav, rauche nicht irgendwo vor der Tür vom Supermarkt, sondern nur privat, auf der Terrasse, im Garten. IQOS ist ja kein glühender Stengel, das ist ja „nur“ erhitzter Tabak. Die Fumot-Eziggi riecht kaum. Alles gut.

Ja, nee. Nicht, wenn das Zeug schon an der Grenze eigentlich nicht ins Land soll.

Also sitze ich plötzlich vor dieser simplen, aber unangenehmen Wahrheit: Ich fliege in zehn Tagen in ein Land, in dem mein komplettes Nikotin-Setup nicht funktioniert. Nicht „schwierig“, nicht „kompliziert“, sondern: geht nicht.

Und das klatscht mich gerade mehr als mir lieb ist.

Nikotinpflaster: Der unerwartete Rettungsanker

Der erste Reflex war: Panik. Der zweite Reflex war: Okay, Plan B. Und Plan B heißt in dem Fall sehr unsexy, aber praktisch: Nikotinpflaster.

Nicht cool, nicht fancy, keine neue Gadget-Spielerei, einfach ein Stück Kleber mit Wirkstoff, das man sich morgens irgendwo an den Körper klebt und hofft, dass das Hirn nicht ausflippt.

Je mehr ich drüber nachdenke, desto sinnvoller wird es aber:

  • Ich darf keine IQOS und keine E-Zigaretten mitnehmen – Pflaster sind Medikamente, kein Lifestyleprodukt.
  • In Uganda werde ich eh schwitzen wie blöd, da brauche ich nicht zusätzlich die Heißhunger-Laune-Aggro-Kombination aus vollem Entzug.
  • Ich will perspektivisch ohnehin weniger rauchen – und Uganda zwingt mich gerade auf die harte Tour, mich damit auseinanderzusetzen.

Und ja, ich kenne die Theorie: richtige Stärke wählen, eher einmal zu viel als zu wenig mit Ärzt:innen oder Apotheke quatschen, nicht einfach „drauf los machen“. Aber Theorie ist halt das eine – Praxis ist das, was nächste Woche am Flughafen und danach in Entebbe passiert.

Die nächsten Tage: Vorbereitung statt Verdrängung

Was heißt das jetzt konkret für mich?

Zum einen: Die Illusion ist weg, dass ich einfach „irgendwie schon durchkomme“. Ich werde die nächsten Tage nutzen, um mich mental und körperlich vorzubereiten:

  • Schrittweise runter von der täglichen Nikotinmenge statt Vollbremsung am Gate.
  • Gucken, wie ich mit Pflastern klarkomme, bevor ich im Flieger sitze.
  • Mit Edna offen darüber sprechen, dass ich in der ersten Zeit vielleicht nicht die entspannteste Version meiner selbst sein werde. Wobei ich davon ausgehe, dass sie sich das schon denken kann, schließlich hat sie mich heute noch einmal daran erinnert nach dem Motto: “Du könntest ein Problem haben…”

Und dann gibt es da noch diesen Gedanken, den ich seit ein paar Stunden nicht mehr aus dem Kopf kriege: Vielleicht ist genau das der Moment, den ich später als „den Anfang vom Ende“ meiner Raucherei erzähle.

Nicht der klassische Jahreswechsel, nicht der Arzt, der sagt „Sie müssen jetzt aber wirklich aufhören“, sondern ein Land, das einfach sagt: Dein ganzes fancy Nikotin-Setup bleibt draußen. Komm so, wie du bist – oder bleib weg.

Uganda als Stresstest – oder als Chance

Ich hätte mir ehrlich gesagt eine angenehmere Variante gewünscht. Aber es passt auf eine komische Art zu dieser Reise: Uganda ist für mich eh ein riesiger Schritt raus aus meiner Komfortzone. Klima, Kultur, Alltag, Sprache, Familie, Zukunftspläne – alles neu, alles anders.

Und jetzt halt zusätzlich: Ich. Ohne IQOS. Ohne E-Zigarette. Mit einem Pflaster auf der Haut und der Frage, wie viel von meinem „normalen Eric“ eigentlich übrig bleibt, wenn man dem Körper den täglichen Nikotin-Nachschub abdreht.

Es kann sein, dass es mich richtig hart trifft. Es kann sein, dass es überraschend gut läuft, weil Wärme, Ablenkung, neue Eindrücke und Edna mir helfen, nicht permanent an Rauchen zu denken.

Beides ist möglich.

Was sicher ist: Ich werde das hier im Uganda-Blog dokumentieren. Nicht als Selbstoptimierungs-Märchen, sondern so, wie es ist: Wenn ich ausraste, schreibe ich das. Wenn ich heule, schreibe ich das. Wenn ich nach drei Tagen merke, dass das Pflaster funktioniert und ich plötzlich klarer im Kopf bin, schreibe ich das auch.

Was ich jetzt schon weiß

Ich schreibe diesen Text nicht, weil ich jetzt schon die große „Ich höre auf zu rauchen“-Ansage machen will. Dafür kenne ich mich zu gut. Ich weiß, wie oft ich mir schon irgendwas vorgenommen habe und dann doch wieder am Automaten stand oder die nächste Packung Terea gekauft habe.

Aber ich schreibe das, weil ich merke, dass gerade etwas kippt. Der Punkt, an dem Rauchen von „Gewohnheit, die ich irgendwie mit mir mittrage“ zu einem echten Problem wird – nicht gesundheitlich (das ist es sowieso), sondern ganz konkret praktisch: Ich reise in ein Land, in dem mein Muster nicht mehr funktioniert.

Uganda wird für mich nicht nur „Pearl of Africa“. Es wird vielleicht auch der Ort, an dem ich endlich anfange, mich ernsthaft von dieser Nikotin-Nummer zu lösen – mit allen Rückfällen, Ausrastern und ehrlichen Updates, die dazugehören.

Und jetzt interessiert mich: Wie würdest du in so einer Situation damit umgehen? Rauchst du selbst (noch), hast du aufgehört – oder nie angefangen? Und was hat dir beim Ausstieg oder beim Reduzieren am meisten geholfen?

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