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Aus der Dunkelheit ins Licht: Gedankenwandel seit 2013

Welche Menschen ich gerade wirklich mag (und warum)

Welche Menschen magst du zurzeit am meisten?

Die Frage klingt erst mal wie so ein Standard-Ding aus irgendeinem Kennenlernspiel. So nach dem Motto: „Teamplayer oder Einzelgänger?“, „Hund oder Katze?“, „Meer oder Berge?“

In Wahrheit ist es gerade eher eine Bestandsaufnahme, die ein bisschen weh tut.


Mein erster Impuls wäre: Im Moment habe ich am meisten Respekt vor Leuten, die mich in Ruhe lassen können.

Nicht, weil ich alle hasse oder komplett zum Eremiten mutiert bin. Sondern weil sich die letzten Monate oft wie Dauerbeschallung angefühlt haben: Kunden, die Unmögliches erwarten. Menschen, die ihr Leben nicht sortiert kriegen und dann wollen, dass ich ihr Feuerwehrmann bin. Ständig Nachrichten, „Hast du kurz?“, „Kannst du mal eben?“, „Nur eine schnelle Frage …“.

Und dann gibt es da die wenigen, die genau das nicht tun. Die ich deswegen gerade am meisten schätze.


Ich komme gut klar mit Leuten, die nicht permanent etwas von mir brauchen.

Nicht jede Nachricht ist ein Ticket. Nicht jedes Gespräch eine To-do-Liste, die danach an mir hängt.

Es gibt Menschen in meinem Umfeld, die melden sich einfach so. Kein Problem, kein Drama, keine versteckte Agenda.

„Hey, wie geht’s dir?“ – und wenn ich ehrlich antworte mit „kaputt“, kommt nicht direkt: „Oh krass, weil ich bräuchte da mal …“

Solche Kontakte sind selten: Menschen, die ihren Kram weitestgehend selbst geregelt bekommen. Die wenigstens einmal selbst nach einer Lösung suchen, bevor sie zum fünften Mal dieselbe Frage rausballern. Die akzeptieren, dass ich nicht immer abrufbar bin.


Wichtig sind mir auch die, die mich aushalten.

Ich bin nicht „pflegeleicht“. Ich kann charmant, witzig und flauschig sein – klar. Aber ich kann eben auch genervt, müde, direkt und zu ehrlich sein.

Es gibt Leute, die springen ab, sobald sie diese Version sehen. Zu anstrengend. Vielleicht zu ernst. Zu viel.

Und dann sind da die paar, die bleiben.

Die merken, wenn ich durch bin, noch bevor ich es selbst formuliere. Die meinen Sarkasmus nicht als persönlichen Angriff verbuchen. Die mit mir lachen können – aber auch einfach neben mir sitzen, wenn ich nur in die Gegend starre und versuche, meine Gedanken wieder halbwegs zu sortieren.

Die mag ich gerade sehr. Weil sie nicht nur die funktionierende Variante von mir haben wollen.


Ich fühle mich wohl mit Menschen, die ihr Leben ernst nehmen – aber nicht sich selbst.

Leute, die verstanden haben, dass das hier alles begrenzt ist. Die sich nicht dauerhaft an Kleinscheiß festbeißen, aber trotzdem Verantwortung übernehmen.

Kein „Die da oben“, kein „Die anderen sind schuld“. Weniger Opferrolle, mehr: „Ja, das ist hart. Und jetzt? Was kann ich trotzdem tun?“

Ich mag Menschen, die bauen statt nur zu meckern. Die aus wenig etwas machen. Die ihren Alltag nicht nur konsumieren, sondern gestalten.

Interessanterweise treffe ich solche Menschen öfter dort, wo materiell objektiv weniger da ist – dafür aber mehr Haltung.


Extrem wichtig sind mir Leute, die ehrlich „Nein“ sagen können.

Nicht dieses passive Wegdriften. Nicht plötzlich Funkstille, wenn es unbequem wird.

Sondern ein klares: „Du, ich pack das gerade nicht.“ – „Ich habe dafür keine Energie.“ – „Ich will das nicht.“

Das ist im ersten Moment unangenehm, aber langfristig das Ehrlichste, was man tun kann.

Ich schätze Menschen, die Grenzen haben – und sie benennen. Dann muss ich nicht rätseln. Dann muss ich mich nicht schuldig fühlen, nur weil jemand zu feige ist, ehrlich zu sein.


Besonders nah sind mir gerade diejenigen, die bleiben, auch wenn ich auf Abstand gehe.

Es gibt Phasen, in denen ich abtauche. Nicht, weil mir alle egal sind, sondern weil ich keinen Treibstoff mehr für alles gleichzeitig habe.

Die Personen, die ich im Moment am meisten mag, sind die, die das verstehen.

Die mir Raum lassen. Die nicht beleidigt sind, wenn ich nicht sofort antworte. Die einfach noch da sind, wenn ich wieder hochkomme.

Kein „Na, du hast dich aber lange nicht gemeldet.“. Kein passiv-aggressives Nachtreten.

Nur ein schlichtes: „Schön, dass du wieder da bist.“


Und ja, da ist natürlich auch diese eine Person, die über all dem ein bisschen drüber schwebt.

Mit ihr ist alles gleichzeitig komplizierter und leichter geworden. Für sie ändere ich Dinge, die ich früher einfach hingenommen hätte. Nicht, weil ich mich verbiegen muss, sondern weil es sich zum ersten Mal nach „lohnt sich“ anfühlt.

Sie versucht nicht, mich neu zu bauen, sondern nimmt die Version, die gerade existiert – mit allen Macken, Plänen, Brüchen und Rückfällen.

Wenn ich ehrlich bin: Ohne solche Menschen würde ich deutlich langsamer wachsen.


Unterm Strich mag ich zurzeit vor allem Menschen, die mich nicht kleiner machen.

Nicht durch ihre Erwartungen. Oder durch ihr Chaos. Nicht durch ihre Bequemlichkeit.

Sondern diejenigen, die ihr eigenes Leben tragen, ehrlich mit mir reden, meine Ruhe respektieren, auch dann bleiben, wenn es ungemütlich wird, und mich in eine Richtung schubsen, in der es heller wird – nicht nur lauter.

Und jetzt kannst du dir selbst die Frage stellen: Welche Menschen magst du gerade am meisten? Und wärst du für irgendjemanden in deinem Leben so ein Mensch – ohne es bisher wirklich zu merken?

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