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Aus der Dunkelheit ins Licht: Gedankenwandel seit 2013

Wenn man alles verliert

Was würdest du tun, wenn du all deine Besitztümer verlieren würdest?

Für viele ist das eine theoretische Frage, etwas, das man sich beim Kaffee vielleicht einmal kurz vorstellt, bevor man weiterscrollt. Für mich war sie Realität – gleich mehrmals. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn plötzlich nichts mehr bleibt. Wenn man das Zuhause verliert, die Arbeit, die Partnerin, die wenigen Dinge, die man hatte. Wenn man morgens aufwacht und merkt, dass das Leben, das man kannte, vorbei ist.

Ich war schon dort, wo man eigentlich nicht mehr tiefer fallen kann. Habe bei Freunden oder sogar auf der Straße geschlafen. Ich hatte keinen Plan, wie es weitergehen sollte, keinen Rückhalt, keine Perspektive. Und doch ging es irgendwie weiter. Nicht sofort, nicht ohne Rückschläge – aber Schritt für Schritt. Ich habe gelernt, dass es keine Garantie gibt, dass irgendetwas bleibt. Aber auch, dass man immer wieder neu anfangen kann.

Dreimal habe ich in meinem Leben wirklich bei null begonnen. Dreimal dachte ich, das war’s jetzt. Und jedes Mal habe ich wieder aufgebaut – anders, bewusster, stabiler. Mit jedem Neuanfang wurde mir klarer, dass Besitz nicht das ist, was einen trägt. Dinge lassen sich ersetzen. Möbel, Kleidung, Technik, Autos – alles kommt und geht. Was man nie zurückbekommt, ist die Zeit, die vergeht, während man kämpft, um wieder aufzustehen.

Zeit ist das wertvollste Gut, das wir haben. Wenn sie einmal verloren ist, kommt sie nie wieder. Man kann Geld verdienen, Dinge reparieren, Beziehungen neu aufbauen – aber keine Sekunde zurückholen. Deshalb trauere ich heute nicht mehr den Dingen nach, die ich verloren habe. Ich trauere der Zeit nach, die ich gebraucht habe, um sie zu ersetzen.

Und trotzdem hat genau diese Zeit mich geformt. Sie hat mich geduldiger gemacht, achtsamer, dankbarer. Wenn man alles verliert, lernt man, was wirklich bleibt: die Fähigkeit, weiterzumachen. Vielleicht ist das der wahre Reichtum – nicht, was man besitzt, sondern dass man weiß, wie man wieder aufsteht.

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