Es gibt viele Dinge im Leben, die sich nicht ändern lassen. Schon vor vielen Jahren habe ich mir gesagt, dass es oft besser ist, sich umzudrehen und zu gehen. Wirklich glücklich bin ich mit dieser Einstellung allerdings nicht geworden. Sprüche wie „Jeder stirbt allein.“ oder „Am Ende wird alles gut…“ haben mir durch schwere Phasen geholfen und mir Kraft gegeben, um weiterzumachen. Aber irgendwann kam ich zu der Erkenntnis, dass auch das nicht der richtige Weg sein kann.
Akzeptanz oder Konfrontation?
Doch was ist schon richtig oder falsch? Irgendjemand hat einmal gesagt, dass „Akzeptanz“ erwachsen sei. Wahrscheinlich will ich wirklich nicht erwachsen werden. Ich suche ständig die Konfrontation, mache Vorhaltungen, stichle herum. Vielleicht ist das meine Art, die Welt ein Stück „besser“ zu machen – oder zumindest Menschen zum Nachdenken anzuregen.
Das Problem: Wirklich ändern tut sich dadurch nichts. Im Gegenteil. Intelligenz vorausgesetzt, merke ich mir vieles – Wortlaute, Aussagen, Ereignisse, Reaktionen. Irgendwann hat jemand etwas zu irgendwem gesagt, und die Reaktion war, dass sich einer von beiden schlecht fühlte. Will ich also, dass sich eine Person schlecht fühlt, bringe ich dieses Thema wieder auf. Will ich, dass es ihr besser geht, zeige ich mich verständnisvoll – auch wenn mir der ganze Kram im Grunde egal ist.
Aber seien wir ehrlich: Jeder Mensch ist auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Fühlt man sich einsam, sucht man Gesellschaft. Hat man keine Zigaretten, geht man zu dem, der welche hat. Nur zwei Beispiele von unzähligen. Man kann das abstreiten oder akzeptieren – die Tatsache bleibt die gleiche.
Die Sache mit der Liebe
Vor Jahren habe ich eine Trennung erlebt, die mich bis heute prägt. Ich wollte damals unbedingt noch mit ihr reden, ließ es aber sein, weil es ohnehin nichts geändert hätte. Manipulieren hätte ich sie wahrscheinlich können – aber wozu? Schluss ist Schluss. Früher oder später wären die gleichen Probleme wieder aufgetaucht.
Stattdessen wählte ich eine andere „Strategie“ und schrieb ihr eine Woche nach der Trennung, ob wir wenigstens hin und wieder vögeln könnten. Klar, die Reaktion war absehbar: Sie hasste mich, und wäre ich vor ihr gestanden, hätte ich wohl eine Ohrfeige kassiert. Mein Gedanke war damals, es ihr leichter zu machen. Die Gleichung ging auf – bis ich anfing, sie wirklich zu vermissen.
Ich schrieb ihr Seite um Seite, ließ alles sogar in einer Druckerei binden und schickte es ihr. Keine Reaktion. Stolz hielt sie davon ab, es zu lesen. Jahre später liefen wir uns zufällig über den Weg. Ich wich ihrem Blick aus, ging mit einer Bekannten Kaffee trinken – nur um irgendwie wieder in Kontakt mit meiner Ex zu kommen. Und genau das passierte. Diese Begegnung gab ihr den Anstoß, mein Geschriebenes zu lesen. Am Ende führte es zu einem Treffen, Tränen, Sex – und einem neuen Versuch. Wir waren wieder eine Zeit zusammen, bis exakt die gleichen Gründe zur erneuten Trennung führten. Ich war depressiv, sie suchte Trost bei einem anderen. Der Rest ist Geschichte.
Teufelskreis
Will sagen: Es ändert sich nichts. Ich habe immer versucht, alles zu kontrollieren, zu steuern, zu lenken. Doch genau das ist der Teufelskreis. Ich wollte akzeptieren, konnte es aber nicht. Ich wollte verändern, doch es lief wieder aufs Gleiche hinaus.
Ein anderes Beispiel: Da war einmal jemand, der am Anfang total von mir begeistert war. Doch irgendwann zog sie sich zurück – mit der Begründung, ich würde immer depressiv bleiben. Damals hat es mich gekränkt. Heute weiß ich: Sie hatte recht. Ich bin depressiv und werde es vermutlich immer sein. Einfach, weil ich anders denke, weil ich Dinge anders wahrnehme. Akzeptanz also? Erwachsenwerden? Klingt nach einem schlechten Deal.
Angst vor Akzeptanz
Ich kenne mich selbst am besten. Mein Umzug weg aus Pforzheim war nicht nur wegen der Stadt, sondern auch aus Angst. Angst, ihr wieder über den Weg zu laufen. Angst, dass wieder eins zum anderen führt und ich irgendwann erneut am gleichen Punkt stehe. Jahr für Jahr, Trennung für Trennung, Schmerz für Schmerz.
Was also bleibt? Konfrontation funktioniert nicht. Weglaufen auch nicht. Vielleicht wäre Stehenbleiben und Akzeptieren der richtige Weg. Aber genau davor habe ich Angst. Angst, mich selbst zu verlieren. Angst, meinen Charakter aufzugeben. Angst, am Ende nicht mehr ich selbst zu sein. Und so bleibt alles komisch, unklar, unfertig.
Fazit
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Egal wie man es macht, es ist falsch. Vielleicht auch richtig. Ein Kreislauf, der sich immer wiederholt. Ich habe keine endgültige Antwort gefunden – vielleicht gibt es die auch gar nicht. Aber eins weiß ich: Erwachsenwerden mit Akzeptanz klingt für mich immer noch beschissener, als es weiter auf meine eigene Art zu versuchen.
So viel für jetzt. Ich muss aufhören zu schreiben und mir etwas zu essen organisieren. Seit gestern nichts mehr gegessen, unterzuckert und hibbelig. Das Leben geht eben weiter – egal ob mit Akzeptanz oder ohne.
Haut rein, bis irgendwann.