In ein paar Wochen steht mein 32. Geburtstag an. Natürlich habe ich mir überlegt, was ich an diesem Tag machen könnte.
Ziemlich schnell stand fest, dass ich meinen Geburtstag bei meiner Familie verbringen werde und am Abend mit ein paar Freunden losziehe. Man muss allerdings dazu sagen, dass ich dieses Jahr an einem Sonntag Geburtstag habe. Groß feiern am Abend fällt damit eher flach. Bleibt also die Möglichkeit, am Samstagabend reinzufeiern – sich zu treffen, ein paar Drinks zu nehmen und um 0 Uhr anzustoßen. Kennt man ja.
Früher war das gang und gäbe. Heute… hm? Ich erinnere mich noch an das letzte Mal, als ich in meinen Geburtstag gefeiert habe. Wobei „erinnern“ vielleicht zu viel gesagt ist. Ich weiß nur noch, dass ich mit ein paar Leuten gefeiert habe und mit irgendeiner Tussi, an deren Namen ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern kann, im Bett landete.
Doch ich schweife schon wieder ab.
Jedenfalls wollte ich schauen, was man heute unternehmen könnte. Ziemlich schnell fiel mir auf: Das Nachtleben ist irgendwie tot. Klar, die Ausgehkultur hat sich verändert. Exzessive Clubbesuche, wie meine Generation sie früher noch kannte, sind vorbei. Das höchste der Gefühle ist vielleicht noch ein Bier in einer Bar.
Die guten, alten Zeiten sind Geschichte.
Statt Kino gibt’s Netflix. Zum Geburtstag gratuliert man über Facebook. Statt miteinander zu reden, verschicken wir Emojis. Urlaubsfotos landen sofort auf Instagram, und von der neuen Flamme eines Kumpels erfährt man über den geänderten Beziehungsstatus.
In Online-Spielen werden unsere Mütter regelmäßig von pubertierenden Tastaturkriegern beleidigt. Statt uns eine eigene Meinung zu bilden, verlassen wir uns auf die Bewertungen Fremder. Argumente holen wir uns aus dem Internet. Dinge merken müssen wir uns nicht mehr – man kann ja alles in Sekunden googeln.
Unsere Einkäufe landen im virtuellen Warenkorb, ohne dass wir die Wohnung verlassen. Wer es sich leisten kann, lässt sogar den Kühlschrank selbst bestellen.
Unsere Kommunikationsfähigkeit nimmt ab, Krankheiten wie ADHS, Depressionen und Schlafstörungen nehmen zu. Es ist, als würden wir uns immer weiter von uns selbst entfernen.
Generation Smartphone.
Ich könnte das Thema endlos weiterspinnen. Vielleicht mache ich das sogar irgendwann. Aber an dieser Stelle möchte ich etwas in den Raum stellen: Woran liegt das eigentlich? Sind wir wirklich so faul geworden – oder einfach nur bequem? Hat unsere Umwelt den Reiz verloren? Wieso lassen Eltern ihre Kinder lieber den ganzen Tag Fortnite zocken, anstatt sich mit ihnen auseinanderzusetzen? „Ja, kein Bock!“ – na und? Früher hieß es: „Ein kleiner Klaps auf den Hinterkopf erhöht das Denkvermögen.“ Noch nie hat dieser Spruch so viel Sinn ergeben wie heute.
Vielleicht ist es Nostalgie. Vielleicht auch Frust. Oder einfach die Erkenntnis, dass vieles, was wir früher selbstverständlich gemacht haben, heute keine Rolle mehr spielt. Und ich frage mich: Was bleibt eigentlich noch übrig, wenn wir alles auslagern – unsere Gespräche, unsere Erinnerungen, sogar unsere Entscheidungen? Vielleicht ist mein 32. Geburtstag am Ende gar nicht die Frage nach Party oder Bar, sondern die Erinnerung daran, dass wir manchmal innehalten sollten. Einfach um uns klarzumachen, was wir schon verloren haben – und was wir vielleicht noch retten können.
schrieb am 04.08.23:
So ist es, völlig falsche Vorstellungen, super unrealistische Rolemodels und eine Jugend die lieber “Influenzer” werden will. Auf diesem Kurs verdummt die Menschheit zusehends.
schrieb am 04.08.23:
Ja, sind auf dem besten Weg. Wie das dann aussieht kann man gut bei Idiocracy sehen. War früher mal eine Komödie, heute würde ich den Film (so schlecht er auch sein mag) eher als Dokumentation einordnen.