Depressionen können eine einsame und herausfordernde Erfahrung sein. Doch manchmal begegnet man Menschen, die ähnliche Kämpfe durchleben – und genau das kann unerwartet heilsam sein. In meinem letzten Beitrag habe ich bereits erwähnt, dass ich jemanden kennenlernen durfte, der ähnliche Depressionen hat wie ich. Je mehr wir miteinander reden, desto klarer wird: Wir teilen nicht nur die gleiche Sicht auf viele Dinge, sondern auch ähnliche Verletzungen.
Das beruhigende Spiel: Eine unerwartete Therapie
Stell dir vor: Zwei erwachsene Männer sitzen vor ihren Rechnern, Headsets auf, und spielen Euro Truck Simulator. Ja, richtig gelesen – ein Spiel, bei dem man stundenlang Lastwagen von A nach B fährt. Es klingt banal, vielleicht sogar albern. Aber für uns ist es ein Anker. Mit entspannter Hintergrundmusik fahren wir LKW, reden über alles Mögliche und merken dabei, dass diese Gespräche oft mehr bewirken als jede Therapie. Klingt komisch? Vielleicht. Aber es funktioniert.
Immer wieder dieselbe Frage
Egal, worüber wir sprechen – Gefühle, Stimmungen oder Pläne – wir landen immer wieder bei einem Punkt: Warum scheinen so viele Frauen auf Männer zu stehen, die sie schlecht behandeln? Wir haben beide erlebt, dass Freundlichkeit, Offenheit und Verlässlichkeit kaum geschätzt werden. Stattdessen gilt: Wer abweisend oder respektlos ist, wirkt plötzlich spannend. Aufmerksamkeit ist offenbar am wertvollsten, wenn sie vorenthalten wird. Wo liegt da die Logik?
Viele Frauen betonen, sie wünschen sich einen „anständigen Kerl, der sie liebt, ehrt und respektiert“. Doch oft landen sie genau bei den Typen, die sie ausnutzen, belügen und betrügen. Ein Widerspruch, der uns nicht loslässt – und der jedes Mal schmerzt, wenn man selbst die Rolle des „zu netten Kerls“ einnimmt.
Wenn Sensibilität zur Schwäche wird
Besonders bitter ist es, wenn man tatsächlich jemanden findet, der mit der eigenen Sensibilität umgehen kann – und genau diese Person am Ende zur größten Enttäuschung wird. Ich habe es erlebt: Statt Treue gab es Betrug. Statt Vertrauen nur einen weiteren Vertrauensbruch. Und plötzlich stehst du wieder da, zerbrochen, während sich die andere Seite kaum Gedanken macht. Für sie geht das Leben einfach weiter, während du innerlich kämpfst, überhaupt wieder aufzustehen.
Das Muster wiederholt sich: Bist du freundlich und nahbar, wirst du uninteressant. Wirst du hart und distanziert, wirst du plötzlich interessant. Bis jemand meint, dich „zähmen“ zu können – nur damit am Ende alles von vorn beginnt. Ein Kreislauf, der zermürbt.
Die verzerrte Wahrnehmung und der Frust
In Zeiten von WhatsApp, Instagram und Co. ist es einfacher denn je, jemanden zu hintergehen. Worte wie „Treue“ oder „Liebe“ scheinen an Bedeutung verloren zu haben. Zu oft habe ich erlebt, dass Versprechen leer waren und Gefühle austauschbar wirkten. Und während ich nach Gründen bei mir selbst suchte, wurde mir klar: Es liegt nicht an mir. Es liegt daran, dass viele Menschen ihre eigenen Unsicherheiten kaschieren, indem sie andere verletzen.
Natürlich war ich oft wütend. Natürlich habe ich gehasst. Aber irgendwann, mit etwas Abstand, erkennst du: Dieser Hass frisst dich nur selbst auf. Die eigentliche Herausforderung ist es, Herz und Bauch auszuschalten, die dir Illusionen vorgaukeln. Erst dann wird klar, wie sehr du dich selbst schützen musst.
Zwischen Schmerz und Erkenntnis
Auch wenn dieser Text voller Frust klingt – er hat einen Sinn. Denn er spiegelt wider, wie es ist, verletzt zu werden, ohne es verstehen zu können. Vielleicht lese ich das alles in einem Jahr, einem Monat oder sogar morgen wieder und erkenne: Es war nicht nur Wut, sondern auch Erkenntnis. Erkenntnis darüber, dass Liebe oft widersprüchlich ist. Dass Menschen anders handeln, als sie sprechen. Und dass es nicht an mir liegt, sondern am verzerrten Spiel, das wir alle „Beziehungen“ nennen.
Vielleicht ist das die eigentliche Therapie: den Schmerz auszusprechen, anstatt ihn zu verschweigen.