Heute hatte ich ein Paket für jemanden. Ich klingelte an der Haustür und wartete komischerweise länger als sonst üblich. Gerade als ich schon gehen wollte, öffnete sich die Tür. Vor mir stand ein blinder Mann. Seine Augen waren ganz weiß und matt, sie zitterten hin und her, als würden sie nach etwas suchen.
Ich hielt ihm das Paket mit den Worten: „Hallo, ein Paket“ bis kurz vor die Brust, sodass er es leicht greifen konnte. Wir wünschten uns gegenseitig einen schönen Tag, und jeder ging wieder seiner Tätigkeit nach. Auf dem Weg zurück zu meinem Fahrrad musste ich an meine zwei Lieblingsmädels denken und daran, dass wir in den letzten Tagen grob das gleiche Thema hatten. Es ging darum, dass es ohne Gefühle manchmal viel leichter wäre. Beide haben gerade Liebeskummer, die eine mehr, die andere weniger. „Zum Thema Liebeskummer muss ich DIR ja nichts sagen…“ – nein, ich weiß genau, was es bedeutet. Aber darauf gehe ich in einem anderen Beitrag noch einmal ausführlicher ein.
Nachdem ich diesen Moment mit dem Paket und die Gespräche mit den beiden innerlich miteinander verknüpft hatte, ging mein Gedankenkarussell weiter. Ich fragte mich, wie es wohl wäre, sämtliche Gefühle einfach auf das Abstellgleis zu schieben. Wäre das Leben dadurch leichter, klarer, nüchterner? Oder würde man dadurch auch genau das verlieren, was uns Menschen ausmacht? Würde sich dann wirklich alles andere zwangsläufig weiterentwickeln – oder stünde man am Ende still, weil die Gefühle doch die eigentliche Triebkraft sind?
Vielleicht ist es am Ende wie immer im Leben: ein Balanceakt. Gefühle können uns verletzen, uns lähmen, uns durcheinanderbringen – aber sie sind auch das, was Begegnungen wertvoll macht. Und manchmal reicht ein kurzer Augenblick, wie der mit dem blinden Mann heute, um sich daran zu erinnern.
Wie ist deine Meinung zu einem Leben ohne Gefühle? Lass es mich in den Kommentaren wissen.
