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Aus der Dunkelheit ins Licht: Gedankenwandel seit 2013

Gute Nachbarn

Was macht einen guten Nachbarn aus?

Ein guter Nachbar ist für mich jemand, der mich in Ruhe lässt.
Nicht aus Desinteresse, sondern aus Respekt. Ich brauche keine Gespräche im Treppenhaus, keine neugierigen Blicke durchs Fenster, keine Einladungen zum Grillen.
Mir reicht ein kurzes Nicken, ein „Moin“, vielleicht ein Lächeln – und dann bitte wieder Stille.

Ich bin gern allein. Nicht einsam, einfach gern allein. Ich mag die Ruhe, das gleichmäßige Ticken einer Uhr, das Geräusch vom Wind, wenn kein Mensch dazwischenredet.
Was mich nervt, ist dieser moderne Nachbarschaftsgedanke: alle sollen sich kennen, austauschen, helfen, Gemeinschaft leben.
Ich will keine Gemeinschaft, sondern meinen Frieden.

Ich habe ein feines Gehör für Lärm – und für Menschen, die zu laut sind, ohne es zu merken. Türen, die mit Schwung ins Schloss fallen. Fernseher, die mitlaufen, obwohl keiner mehr zuhört. Kinder, die um Mitternacht schreien, weil ihre Eltern vergessen haben, dass auch andere schlafen.
Ich merke, wenn jemand duscht, bohrt, lacht, raucht. Wenn irgendwo eine Gitarre angeschlagen wird, als wäre das hier ein Proberaum. Und manchmal frage ich mich, ob das wirklich so schwer ist – Rücksicht.

Ein guter Nachbar macht sich unsichtbar. Er lebt, ohne Spuren zu hinterlassen. Kein Bohren am Sonntag, kein Bass um Mitternacht, kein „Ich mach das nur kurz“.
Ich brauche keine Besuche, keine übertriebenen Gesten, keine geselligen Abende auf dem Hof. Ich will meine Ruhe, meine Routinen, meine Stille.

Vielleicht klingt das unfreundlich. Vielleicht bin ich das auch.
Aber ich habe genug erlebt, um zu wissen, dass Frieden selten dort entsteht, wo Menschen zu viel voneinander wollen.
Ein gutes Miteinander braucht keine Worte. Nur Grenzen, die still respektiert werden.

Ich hatte schon Nachbarn, die dachten, Nähe sei das Gleiche wie Freundlichkeit. Die anklopften, wenn Musik lief, nur um zu sagen, sie gefiele ihnen. Die mich beim Rausgehen ansprachen, weil sie „mal fragen wollten“.
Ich hasse dieses „mal fragen“. Es endet nie mit einer einfachen Antwort.

Ich wünsche mir keine Nachbarn, ich wünsche mir Wände.
Dicke, deutsche, stille Wände, hinter denen jeder einfach sein Leben lebt.
Und wenn sich auf der anderen Seite jemand genauso fühlt – dann, ja, das ist ein guter Nachbar.

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