Inzwischen habe ich die spanische Mentalität schon ein Stück weit angenommen – oder sagen wir besser: Ich habe mir die Dinge herausgepickt, die für mich passen. Im Grunde sind es nur zwei Kleinigkeiten: etwas zu spät kommen und die Siesta.
Die Siesta, also das Mittagsschläfchen, ist für mich inzwischen echt wichtig geworden. Hier vergeht die Zeit gefühlt doppelt so schnell – gerade noch gefrühstückt und zack, schon wieder dunkel. Natürlich liegt das auch daran, dass ich mittags schlafe, aber es lässt sich nicht vermeiden. Frühstück um 9 Uhr, Mittagessen gegen zwei, Abendessen um zehn… alles verschiebt sich nach hinten. Dadurch gehe ich später ins Bett, bin durch die warmen Tage schneller müde – ein Kreislauf, der mich inzwischen geprägt hat.
Heute habe ich mich, nachdem ich in der Stadt unterwegs war, wieder hingelegt und Musik laufen lassen. Jemand sagte mir neulich, man nehme Dinge nur dann wirklich auf, wenn sie in dem Moment zu einem passen. Genau so war es heute. Ich wachte mittags auf, als auf meinem Tablet „Numb“ von Linkin Park lief. Ein Lied, das ich sicher schon tausend Mal gehört habe, aber erst an diesem Tag hat mich der Text wirklich getroffen.
Numb erzählt die Geschichte einer Beziehung, in der man die Verhaltensweisen des anderen annimmt, kalt und gefühllos wird, das Gefühl hat, es nie recht machen zu können – und sich zurücksehnt zum eigenen Ich.
Genau so fühlte es sich gegen Ende meiner letzten Beziehung an. Ich hatte ständig das Gefühl, es ihr sowieso nicht recht machen zu können. Stück für Stück wurde ich kälter, verschlossener, und am Ende habe ich mich selbst kaum noch erkannt. Zwei Jahre später beschäftigt mich dieser Mist immer noch.
Ob du das liest oder nicht – keine Ahnung. Und irgendwo ist es mir egal. Aber weißt du was? Vergiss es einfach! Ich habe es nicht verdient, wie Dreck behandelt zu werden. Auch wenn es spät kommt, heute kann ich klar sagen: Ich bin gut so, wie ich bin. Clever, aufrichtig, romantisch, treu, liebevoll – und ganz ehrlich, so schlecht sehe ich auch nicht aus. Ich wäre bereit gewesen, alles für dich zu tun. Und du? Pff. Egal.
An manchen Tagen wünschte ich, dir nie begegnet zu sein. An anderen vermisse ich dich. Und das Schlimmste daran ist: Sollte ich dir je wieder begegnen, wäre es wahrscheinlich sofort wieder um mich geschehen.
Aber gut – ich tue mein Bestes, genau das zu vermeiden.