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Aus der Dunkelheit ins Licht: Gedankenwandel seit 2013

Meinung geändert

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Früher dachte ich, Kontrolle sei gleichbedeutend mit Sicherheit. Dass man Dinge nur richtig machen kann, wenn man sie festhält, überwacht, bis ins Detail plant. Ich wollte Fehler vermeiden, Situationen voraussehen, auf alles vorbereitet sein. Ich war überzeugt, dass Ruhe nur entsteht, wenn man nichts dem Zufall überlässt.

Heute weiß ich, dass das Gegenteil stimmt. Je mehr man festhält, desto weniger Luft bleibt zum Atmen. Und je genauer man alles kontrollieren will, desto weniger kann man eigentlich beeinflussen.

Ich habe meine Meinung über Kontrolle geändert. Nicht von einem Tag auf den anderen, sondern über Jahre hinweg – durch Situationen, in denen das Leben mir gezeigt hat, dass es sich nicht planen lässt. Durch Menschen, die anders handeln, spontaner, lockerer, und bei denen trotzdem alles funktioniert. Und durch die Erkenntnis, dass manche Dinge erst dann ihren Platz finden, wenn man aufhört, sie festhalten zu wollen.

Es war kein einfacher Lernprozess. Kontrolle gibt einem ein Gefühl von Ordnung, und Ordnung wiederum gibt einem das Gefühl von Bedeutung. Wer plant, wirkt vorbereitet. Wer vorbereitet ist, scheint stärker. Und wer stark ist, kann nicht scheitern – so dachte ich zumindest. Aber das ist eine Illusion.

Ich habe in den letzten Jahren oft erlebt, dass die größten Fortschritte genau dann passieren, wenn etwas nicht läuft wie geplant. Wenn man gezwungen ist, loszulassen. Ein Projekt, das scheitert. Ein Plan, der zerfällt. Ein Mensch, der geht. Diese Momente sind nicht angenehm, aber sie zeigen, wie wenig Kontrolle man wirklich hat – und dass das gar nichts Schlechtes ist.

Ich habe gelernt, dass Vertrauen kein Zeichen von Naivität ist. Früher hätte ich Menschen, die „einfach machen“, fast bewundert, aber innerlich gedacht: So leichtsinnig könnte ich nie sein. Heute beneide ich sie nicht – ich verstehe sie. Vertrauen heißt nicht, alles laufen zu lassen. Es heißt, anzuerkennen, dass man nicht alles steuern muss, um es ernst zu nehmen. Dass man manchmal mehr erreicht, wenn man nicht gegen den Fluss arbeitet, sondern mit ihm.

Ich habe auch gelernt, dass Fehler keine Katastrophe sind. Früher waren sie für mich Rückschläge – Beweise, dass etwas nicht funktioniert hat. Heute sind sie fast wie Koordinaten, kleine Marker, die zeigen, wo ich mich verrannt oder verändert habe. Und das ist wertvoller als jeder perfekte Ablauf.

Kontrolle war für mich lange eine Art Schutzschild. Gegen Unsicherheit, gegen Enttäuschung, gegen das Gefühl, ausgeliefert zu sein. Aber irgendwann merkt man, dass das Schild auch etwas abhält, was eigentlich wichtig ist: Nähe, Vertrauen, Spontanität. All das, was man nicht erzwingen kann, weil es nur funktioniert, wenn man loslässt.

Heute versuche ich, Dinge anders zu sehen. Ich plane immer noch, ich strukturiere, ich denke nach – das bin ich, das wird sich nicht ändern. Aber ich versuche, Raum zu lassen. Für Zufälle oder Pausen. Für Dinge, die sich von selbst fügen, wenn man ihnen Zeit gibt.

Ich merke, dass Gelassenheit nicht bedeutet, weniger zu wollen. Sie bedeutet, zu wissen, wann man genug getan hat.

Vielleicht habe ich also gar nicht gelernt, Kontrolle aufzugeben – sondern, sie anders zu verstehen. Nicht mehr als etwas, das mich schützt, sondern als etwas, das mich begleitet. Nicht als Zwang, sondern als Werkzeug. Und manchmal, wenn ich merke, dass alles zu viel wird, erinnere ich mich daran, was ich früher nie verstanden hätte:

Man verliert nicht die Kontrolle, wenn man loslässt. Man gewinnt sie zurück.

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