2020 war ein Jahr, das schwer in Worte zu fassen ist. Es fühlte sich an wie ein ständiger Kampf gegen innere und äußere Widerstände. Ein dauerndes Auf und Ab zwischen Hoffnung, Wut, Resignation und wieder kleinen Momenten von Klarheit. Nichts war beständig, vieles musste hinterfragt werden – und am Ende stand trotzdem die Erkenntnis, dass auch die dunkelsten Phasen nicht ohne Sinn sind.
Schon zu Beginn des Jahres wurde deutlich, wohin die Reise gehen würde. Mit Scheißtage oder Falscher Denkansatz habe ich offen gelegt, wie sehr ich mit mir selbst im Clinch lag. Da war viel Selbstkritik, das Wissen darum, dass ich es eigentlich besser weiß – und gleichzeitig die Unfähigkeit, konsequent danach zu handeln. Auch Auf und Ab spiegelte genau das: die ständige Bewegung zwischen Tiefs und kurzen Hochs. Ein emotionales Hin und Her, das irgendwann fast zur Gewohnheit wurde.
Corona und Alltag
Natürlich kann man 2020 nicht erzählen, ohne die Pandemie zu erwähnen. Plötzlich war alles anders. Gewohnte Routinen fielen weg, Begegnungen wurden seltener, Nähe wurde zu etwas, das man vermissen musste. Für mich war das eine zusätzliche Schicht über den inneren Kämpfen. Isolation bedeutete, noch mehr Zeit mit den eigenen Gedanken zu verbringen. Es war, als würde das Außen den Druck im Inneren verstärken.
Gleichzeitig habe ich auch gelernt, dass man sich an vieles anpassen kann. Spaziergänge, kleine Rituale, digitale Treffen – all das war nicht perfekt, aber es hat geholfen. Es war ein Jahr, in dem man gezwungen war, kreativ mit seiner Zeit und Energie umzugehen.
Gaming als Rettungsanker
Und doch gab es immer wieder Momente des Ausbruchs. Gaming hat mir 2020 oft als Ventil gedient. Death Stranding – keine Enttäuschung war für mich mehr als nur eine Rezension. Das Spiel hat mich in einer Phase abgeholt, in der ich Verbundenheit und Sinn gesucht habe. Es war ein Erlebnis, das mich gelehrt hat, weiterzugehen, auch wenn der Weg einsam und beschwerlich wirkt. Die Botschaft, dass jeder kleine Schritt wichtig ist, war für mich fast schon therapeutisch.
Im Kontrast dazu stand Fall Guys – chaotisch, bunt, laut und herrlich albern. Zwei Spiele, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die doch beide ihren Platz in diesem Jahr hatten. Sie haben mir gezeigt, dass Eskapismus nicht nur Flucht bedeutet, sondern auch neue Perspektiven eröffnet. Mal in einer düsteren Welt Sinn suchen, mal im bunten Chaos lachen – beides war notwendig.
Der August als Prüfstein
Dann kam der August – mein traditioneller Hassmonat. Auch 2020 hat er mich nicht verschont. In Hassmonat August – 6 Jahre später, Leistungsgewicht oder Wenn du’s eigentlich besser weißt habe ich mich erneut mit alten Wunden und neuen Fragen beschäftigt. Dieser Monat trägt für mich eine Symbolik, die schwer abzuschütteln ist. Immer wieder fühlt er sich an wie ein Prüfstein, eine Zeit, in der das Leben alles auf den Tisch legt, was ich eigentlich nicht mehr tragen will.
Es klingt vielleicht übertrieben, aber für mich ist der August oft ein Spiegel meiner eigenen Schwächen. Dinge, die ich sonst verdränge, kommen in dieser Zeit mit voller Wucht zurück. 2020 hat mir das noch einmal deutlich gezeigt. Gleichzeitig war es aber auch eine Erinnerung daran, dass man Prüfungen nicht nur ertragen, sondern auch bestehen kann – selbst wenn es weh tut.
Rückblicke und Bilanz
Zwischendurch gab es aber auch Momente des Innehaltens. 7 Jahre war für mich ein Stück Bilanz, ein Rückblick auf das, was ich bis dahin geschrieben, erlebt und durchgestanden habe. Ein kleiner Meilenstein, der gezeigt hat: Es geht immer weiter, auch wenn es nicht immer leicht ist. Manchmal hilft es, nicht nur nach vorne, sondern auch zurückzuschauen. Erst im Rückblick wird klar, wie viel man eigentlich schon geschafft hat.
Patience hat mich daran erinnert, dass Geduld kein passives Warten ist, sondern eine aktive Entscheidung. Dass man Dinge manchmal nicht erzwingen kann, sondern ihnen Zeit geben muss. Und Schlussstriche war der Versuch, endlich die Tür hinter Geschichten zuzumachen, die mich zu lange begleitet haben. Dieses bewusste Loslassen war schmerzhaft, aber auch befreiend.
Schreiben als Ventil
So sehr mich 2020 oft in die Enge getrieben hat, so sehr hat mir das Schreiben geholfen. Texte waren für mich eine Form von Therapie. Sie haben es ermöglicht, Dinge nach außen zu tragen, die sonst nur in meinem Kopf Kreise gezogen hätten. Jeder Beitrag war ein kleiner Schritt raus aus dem Chaos und rein in etwas, das greifbarer wurde. Es war mein Weg, Ordnung ins Durcheinander zu bringen.
Vielleicht ist das der Grund, warum ich trotz aller Zweifel immer wieder an die Tastatur zurückkehre. Schreiben zwingt mich, ehrlich zu mir selbst zu sein. Es hält mir einen Spiegel vor, aber es gibt mir auch die Chance, etwas zu verarbeiten, das sonst liegen bleiben würde.
Ein leiser Ausklang – und doch ein Neubeginn
Gegen Ende des Jahres wurde es still. Mit Der letzte Beitrag hatte es fast den Anschein, als würde ich endgültig den Stift hinlegen. Ein Text, der nach Abschied klang, nach Ende. Aber nur wenige Monate später kam Das Schweigen brechen – ein deutliches Signal, dass das Schreiben nicht vorbei ist. Vielleicht war es kein endgültiger Schlussstrich, sondern ein Neubeginn, ein Schritt raus aus der Stille zurück ins Teilen.
Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass Enden nicht endgültig sein müssen. Manchmal sind sie nur Pausen. Atemzüge, die man braucht, bevor man weiterschreibt. Und vielleicht war genau das die wichtigste Lektion des Jahres: dass man weitermachen darf, auch wenn man dachte, es sei vorbei.
Fazit zu 2020
Wenn ich 2020 in einem Satz beschreiben müsste, würde ich sagen: Es war ein Jahr voller Scheißtage, aber auch voller kleiner Siege. Ein Jahr, das mich gezwungen hat, vieles loszulassen – und mir dadurch erst den Raum gegeben hat, Neues zuzulassen. Es war kein schönes Jahr, aber ein notwendiges. Und vielleicht war es genau das, was ich brauchte: ein Jahr, das mich herausfordert, damit ich lerne, wieder aufzustehen.
Heute sehe ich 2020 nicht nur als dunkle Zeit, sondern auch als Fundament. Vieles, was danach kam, wäre ohne diese Erfahrungen nicht möglich gewesen. Und so sehr ich dieses Jahr auch gehasst habe – ich bin ihm ein Stück weit dankbar.